Schönefeld: Airport-Landung verzögert sich

Opposition und Experten prophezeien Verzögerungen beim Bau des Großflughafens durch die Neuausschreibung. Für Preisabsprachen gibt es laut Transparency International keine Hinweise.

Viel Platz für viele Bagger: Der Flughafen Berlin-Schönefeld Bild: Reuters

Die Zweifel wachsen, dass das erste Flugzeug in gut vier Jahren auf dem Großflughafen Berlin-Brandenburg International landet und die Passagiere im luftig-lichten Terminalgebäude ihr Gepäck vom Band wuchten können. Zwar gibt sich die Bauherrin, die Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH, tapfer optimistisch. Sprecher Burkhard Kieker sagte am Mittwoch, der angepeilte Eröffnungstermin am 31. Oktober 2011 sei immer noch realistisch. "Doch die Puffer werden kleiner."

Auch SPD-Verkehrsexperte Christian Gaebler räumte trotz grundoptimistischer Einstellung ein: "Wir bewegen uns langsam an der Obergrenze." Wenn man ein Jahr später starte als geplant, sei das "auch kein Beinbruch". Opposition und der Verband der Bauindustrie Berlin-Brandenburg verkündeten bereits einstimmig, dass die erste Ankunft auf dem Großflughafen sich um etwa ein Jahr verzögern könnte.

Am Dienstag hatte der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit verkündet, dass die Aufträge für den Bau des Terminalgebäudes, die Fluggastbrücken und das Gepäckförderband neu ausgeschrieben werden. Als Grund nannte Wowereit "horrende" Baupreise, die den kalkulierten Kostenrahmen um 70 Prozent - oder um über 430 Millionen Euro - gesprengt hätten. Um den mit 620 Millionen Euro dicksten Brocken des Projekts BBI hatten sich vier Großunternehmen beworben, deren Angebote auffällig parallel gewesen seien, wie Gaebler meinte. Um den Bau billiger und transparenter zu gestalten, soll der Großauftrag nun in sieben Losen vergeben werden. Mitte nächsten Jahres soll laut Zeitplan der erste Beton für den Rohbau gegossen werden.

Die Organisation Transparency International begrüßte die Stückelung: "Das ist ein guter Schritt, weil die Einzelpreise dadurch transparenter werden", sagte Vorstandsmitglied Michael Wiehen. Ob tatsächlich ein Bauunternehmerkartell hinter den hohen Angebotspreisen stecken, kann Wiehen nicht bestätigen. "Wir haben bisher keinerlei Hinweise darauf". Transparency überwacht im Auftrag der Flughafengesellschaft, dass die Aufträge im fairen Wettbewerb und ohne illegale Absprachen vergeben werden. Der von Transparency vermittelte Experte, der Bauingeneur Peter Oettel, hat Zugang zu allen Dokumenten und Verträgen. Allerdings muss sich Oettel auch durch 200 Aktenordner wühlen - soviel umfasst der Auftrag für das Großprojekt - um fündig zu werden.

Die Oppositionsparteien Grüne, FDP und CDU begrüßen trotz Skepsis die Neuausschreibung aus unterschiedlichen Gründen. Grünen-Verkehrsexpertin Claudia Hämmerling sieht nun die Chance, dass "sehr, sehr anspruchsvoll geplante Projekt" schlichter zu planen und so am Rande wohnende Bürger und Bäume vor Lärm und Abholzung zu schützen. FDP und CDU sehen in dem Aufschub die Chance, den innerstädtischen Flughafen Tempelhof offenzuhalten. Der Senat hatte unter Beifall der Grünen beschlossen, diesen im nächsten Jahr zu schließen. Spätestens 2011 soll auch Tegel dicht machen, um die Wirtschaftlichkeit von BBI nicht zu gefährden.

Dass mit der Neuausschreibung wirklich Einsparungen erreicht werden, glaubt keine der drei Parteien. "Bei solchen Großprojekten gibt es immer das Phänomen stark steigender Kosten", sagt Hämmerling mit Blick auf Bauten wie den Hauptbahnhof oder das Tempodrom.

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