Islamische Jihad-Union: "Zweifel an Existenz der Terrorgruppe"

Verfassungsschützer Benno Köpfer bezweifelt die Existenz der Islamischen Jihad-Union. Er vermutet eher Trittbrettfahrer.

Blick durch eine Maueroeffnung auf den Eingang zur Moschee im Afghanischen Kulturverein in Frankfurt am Main Bild: ap

taz: Herr Köpfer, Sie sind Islamismus-Experte beim Stuttgarter Verfassungsschutz und zweifeln an der Existenz der Islamischen Jihad-Union (IJU). Hatten die drei Bombenbauer, die Anfang September im Sauerland festgenommen wurden, möglicherweise gar keine Hintermänner?

Köpfer: Es mag sein, dass es Personen in Asien gab, die die drei zu ihren Planungen inspiriert haben. Es gab Aufenthalte der drei in Pakistan und regen E-Mail-Verkehr. Ich bezweifle aber, dass die drei im Auftrag einer festen Organisation namens Islamische Jihad-Union tätig waren.

Die IJU hat sich wenige Tage nach der Festnahme zu den Anschlagsplanungen bekannt.

Es gibt viele Indizien, dass es sich bei dieser Erklärung, die auf einer Internet-Homepage veröffentlicht wurde, um das Werk von Trittbrettfahrern handelt. Die Erklärung enthält nur Informationen, die vorher schon allgemein zugänglich waren.

Dennoch kann es die IJU doch geben.

Ich kann natürlich nicht beweisen, dass es die IJU nicht gibt, aber ich habe erhebliche Zweifel. Es gibt bisher nur einige wenige Lebenszeichen der IJU im Internet.

Was ist mit den Anschlägen, die die IJU 2004 in Usbekistan auf Botschaften verübt haben soll. Gab es die gar nicht?

Usbekistan ist kein freies Land mit freier Presse. Es ist schwer nachzuprüfen, was 2004 in Usbekistan tatsächlich passiert ist.

Woher kommt denn der bisherige Glaube, dass die Islamische Jihad-Union hinter den Anschlagsplänen der Gruppe um Fritz G. steckt?

Das waren Informationen der US-Geheimdienste.

Es könnte also sein, dass die IJU eine Erfindung westlicher Geheimdienste ist?

Darüber will ich nicht spekulieren.

Dürfen Sie solche Zweifel problemlos öffentlich äußern?

Ja. Es ist doch wichtig, dass die Öffentlichkeit frühzeitig informiert wird, wenn es diese Zweifel gibt. Würde dagegen erst in drei Jahren herauskommen, dass es die IJU nie gegeben hat, wäre das für die Sicherheitsbehörden viel peinlicher.

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