Antizionismus = Antisemitismus

betr.: „Radikal antijüdisch“ von Veit Medick, taz vom 6. 10. 07

Es mag ja durchaus richtig sein, dass es in der RAF antizionistische Tendenzen gab, den Zusammenhang (Vietnam, Südafrika, Nahost) nennt Medick ja auch. Die Argumentation wird aber teilweise infam und zur reinen Propaganda, wo der Verfasser versucht, die Palästinenser (deren Recht, für ihr Land zu kämpfen, auch von Ben Gurion nicht bestritten wurde) als die wahren Antisemiten hinzustellen. Diese Argumentation wirkt im Übrigen viel direkter entlastend, als wenn man darauf hinweist, dass die Juden bei Gründung ihres Staates (notwendigerweise) den in dem geplanten Staatsgebiet lebenden Arabern durch Krieg und Vertreibung Unrecht getan haben – und durch fortlaufende völkerrechtswidrige Enteignungen weiter tun. Der Sechstagekrieg hat die Grenzfrage, die geklärt schien, neu aktualisiert. Israel hat nie endgültige Grenzen anerkannt, weil das das zionistische Projekt zum Abschluss gebracht hätte.

Die Gedanken von Frau Meinhof sind in diesem Zusammenhang ganz irrelevant. Relevant dagegen, weil inzwischen auch in Europa Konsens, ist es, wenn J. Fischer in seinem aktuellen Spiegel-Interview Antizionismus mit Antisemitismus gleichsetzt und damit jede Kritik an der Besatzungs- und Okkupationspolitik Israels für illegitim erklärt. Federführend bei der Entführung von Entebbe waren die Palästinenser, die Gesinnungsgenossen freipressen wollten. Der Vergleich mit der Selektionspraxis der Nazis in den Konzentrationslagern ist unsinnig und zurückzuweisen, weil er die Palästinenser in die Nähe der Nazis rücken soll. Jeder, der sich um eine objektive Bewertung der Situation in Palästina bemüht, wird vom Verfasser diffamiert, auch die universitäre Forschung. Es genügt vollständig festzuhalten, dass die Lage der Palästinenser katastrophal ist, eines (unangemessenen) Vergleichs mit den KZ der Nazis bedarf es nicht.

Es bedarf aber einer Entmythologisierung der Gründung des Staates Israel, um zu einer Lösung des Konflikts zu kommen. Israels Anteil am Konflikt beleuchtet das neue Buch von Ilan Pappe über die ethnischen Säuberungen in Palästina (aktuell bei 2001).

PETER FREUDENTHAL, Hamburg