Wir haben gedopt

Jutta Heess, 35, taz-Sport: „Dummerweise wird jetzt auch auf Erdbeerkaugummi getestet. Putscht wie Speed, aber ohne Nebenwirkungen. Bei Kontrollen habe ich den Kaugummi einfach immer unter den Stuhl geklebt.“

Stefan Kuzmany, 34, taz zwei: „Ja, ich schlürfe Yerba Mate aus einem Kürbisbecher. Den ganzen Tag lang. Enthält Koffein, aber auch viele Vitamine. Macht wach und satt. Ja, ich bin süchtig. Muss ich jetzt mein T-Mobile-Handy zurückgeben?“

Bascha Mika, 53, taz-Chefredakteurin: „Ich nehme täglich ein ganzes Glas Bio-Soja-Reisdrink. Nicht intravenös, sondern oral. Wirkt schnell und gezielt.“

Arno Frank, 36, taz zwei: „Dopamin! Und Adrenalin! Halt alles, was kickt. Ist perfekt versteckt, das Zeug – und kann bei Bedarf durch Küssen oder ‚last minute panic‘ getriggert werden. Die Feinjustierung erfolgt dann mit gezielten akustischen Injektionen (iPod).“

Michael Ringel, 45, Wahrheit: „Ich dope mich mit komischen Büchern: Lichtenberg, Schmidt, Henscheid. Du siehst die Welt in einem anderen Licht. Leute, lasst die Finger davon! Wenn ihr einmal damit anfangt, kommt ihr nicht mehr davon los.“

Kirsten Riesselmann, 31, taz-Kultur: „Mein Cocktail hat Tücken. Ich weiß. Kaffee, Kippen, Kaffee, Kippen, Wodka, Bier und whoooosh. Dazu in ausgefuchsten Einnahmerhythmen die Antibabypille. Auch ich bin eben nicht bereit, jetzt aufzugeben.“

Bernd Pickert, 41, taz-Ausland: „Dope mich beim Boule- oder Dartspielen. Medikation: Bier, Rotwein oder Whisky – gemeinsam mit dem Gegner. Vorteil: ruhige Hand, intensives Gefühl für Pfeil bzw. Kugel. Häufigstes Risiko: Überdosierung.“

Sabine Herre, 44, taz-Schwerpunkt: „Ich vertraue Blutdoping, um meine Geschmacksnerven zu trainieren. Das Boeuf de Hohenlohe muss rare medium sein.“

Kirsten Reinhardt, 30, taz-online: „Na ja, mit Musik. Macht wach, aggressiv, müde, rührselig, kreativ. Wichtig: gute Boxen. Lässt sich wunderbar potenzieren mit: Alkohol, Geschnupfe, Beruhigungstee. Vorsicht: Reggae kann Mordlust auslösen.“

Ralf Sotscheck, 53, taz-Korrespondent: „Ich habe in meiner frühesten Kindheit mit Whiskey gedopt, um meine Leistung zu mindern, denn ich war immer der Schnellste, Stärkste, Schönste – und keiner wollte mit mir spielen.“

Dirk Knipphals, 43, taz-Kultur: „Ach, ich bin nicht wählerisch. Als Ausgleich für einsame Sofaabenteuer mit Romanen nehme ich alle handelsüblichen Mittel zum Lebensdoping – alles Variationen auf die alte Trias Wein, Weib und Gesang.“

Christian Semler, 68, taz-Autor: „Was für Schillers Nase die vergammelten Äpfel im Schreibtisch, ist für mich das Schnüffeln in den ‚Blauen Bänden‘, der unverwechselbare Duft von volkseigenem Leim und Papier, der jedem der Marx-Engels-Werke entströmt.“

Karl-Heinz Ruch, 53, taz-Geschäftsführer: „Ich brauche jeden Tag Lakritz – das Haschisch des kleinen Mannes.“

Andreas Rüttenauer, 39, taz-Sport: „Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Bei uns in der Szene macht das doch jeder. Und jetzt schreien alle ‚Skandal‘! Jeder kann das kaufen – überall. Ohne Weißbier ist der Sportjournalismus nicht denkbar.“

Tobias Rapp, 36, taz-Kultur: „Ich schniefe Aufputschmittel. Gerne auch wahllos. Was halt gerade da ist. Wie sollte man sonst die Nacht durchtanzen, eine Menge Spaß haben, dann ins Büro gehen und noch mehr Spaß haben?“

Helmut Höge, 59, taz-Autor: „Ich nehme Dope zum Dopen. Für normale Kolumnen: Cannabis. Für Analysen ist im Vorfeld LSD geeignet, für peripatetisch Angelegte dagegen (Wiesen-)Psilocybin. Beim Vögeln habe ich mit Koks und Ecstasy gute Ergebnisse erzielt.“

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