Der Ruck

denk. Und sie bewegt sich doch. Dass die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ fortan im generalüberholten Gewand erscheint, ist überfällig. Überflüssig hingegen sind all die kulturpessimistischen Kommentare, die einen Gesichtsverlust jener Zeitung heraufbeschwören. Dies ist ebenso absurd, wie seiner Gattin das Schminken zu verbieten, weil man sich an ihre Runzeln gewöhnt hat.

Jahrzehntelang hat jene Zeitung ihre betont antiquierte optische Anmutung als Schutzschild wider den Zeitgeist vor sich hergetragen und sich diese Borniertheit als Charakterstärke ausgelegt. Doch den Auflageneinbruch und nicht zuletzt den Erfolg der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, die von Anfang an auf Farbe und Fotos gesetzt hat, konnten die Herausgeber nicht länger ignorieren und haben damit ausnahmsweise mal nicht nur inhaltlich unter Beweis gestellt, dass dahinter immer ein kluger Kopf steckt.

Bleibt zu hoffen, dass jene Zeitung es nicht bei dieser kosmetischen Behandlung belässt, sondern sich auch inhaltlich weiterentwickelt. Auch hier lohnt der Seitenblick auf die Kollegen der „F.A.S.“, die beweisen, dass Anspruch und flotte Schreibe sich gegenseitig nicht ausschließen, wie offenbar Teile der „F.A.Z“.-Redaktion immer noch glauben. Wer verständlich und womöglich gar unterhaltsam schreibt, biedert sich nicht an – er macht seinen Job. So banal es klingt: Journalisten schreiben nicht für sich, sondern für ein möglichst breites Publikum. An der Auflage hängen ihre Jobs. Und so viel ist jetzt schon klar: Sinken wird diese durch die Layoutreform nicht.