Rechtsradikale Speerspitze: Heldenfeier für Dinks Mörder

Der türkische Volkssänger Ismail Türüt ist bekannt für seine Hasslieder. Jetzt ist bei Youtube auch noch ein menschenverachtendes Videos zu einem seinem Songs aufgetaucht.

Der Journalist und Menschenrechtler wurde im Januar 2007 ermordet. Bild: rtr

Ismail Türüt ist ein bekannter Volkssänger vom Schwarzen Meer, der den Sound der Larsen (in der Türkei so etwas wie die Ostfriesen in Deutschland) in den letzten Jahren populär gemacht hat. Nachdem Ende letzter Woche bei "Youtube" ein Video zu seinem Song "Mach keinen Plan" auftauchte, das binnen weniger Stunden tausendfach angeklickt wurde, sieht sich Türüt plötzlich im Zentrum eines Skandals. Denn sein Song enthält beziehungsreiche Wortspiele, in die die beiden Vornamen der Hauptangeklagten im Prozess um den Mord an dem armenischen Journalisten und Menschenrechtler Hrant Dink so eingebaut sind, als sollten hier Helden besungen werden - was das Video nun bestätigt.

Es zeigt die Mörder Hrant Dinks, vor der türkischen Fahne als Helden der Nation, nachdem zuvor das Bild der Leiche von Hrant Dink eingeblendet wurde. Danach werden die noch lebenden Verräter der Nation gezeigt, der linke Liedermacher Zülfü Livaneli und der Schriftsteller Orhan Pamuk, aber auch Regierungschef Tayyip Erdogan und sein langjähriger Widersacher, Ex-Staatspräsident Ahmet Necdet Sezer.

Türüt ist die musikalische Speerspitze der rechtsradikalen bis neofaschistischen Szene, die sich in den letzten Jahren vor allem in den Städten am östlichen Schwarzen Meer breit gemacht hat. Aus der Hauptstadt der Schwarzmeer Provinz Trabzon stammt der zur Tatzeit erst 17 Jahre alte Killer von Dink, Ogün Samast, und auch der Mörder an dem italienischen katholischen Priester Andrea Santoro in Trabzon war erst 17 Jahre alt. Türüt gehört zusammen mit seinem Freund Ozan Arif, dem Hausdichter der Grauen Wölfe, der auch den Text für den Song "Mach keinen Plan" geschrieben hat, zum intellektuellen Überbau dieser Szene. Gemeinsam spielten sie schon etliche Lieder für die rechtsradikale Szene ein und standen deshalb bereits zweimal vor Gericht. Trotzdem hat Türüt eine eigene Fernsehshow und gilt als normaler, wenn auch sehr patriotischer Volkssänger. Nachdem in fast allen großen türkischen Tageszeitungen über das Wochenende empörte Artikel über das Hassvideo erschienen sind, ermittelt nun die Staatsanwaltschaft gegen die anonymen Hersteller des Videos. Menschenrechtsorganisationen wollen eine gemeinsame Strafanzeige gegen den Sänger einreichen. Doch wie bei vorangegangenen Strafanzeigen werden Ismail Türüt und sein Anhänger wohl, wie bei den vorangegangenen Strafanzeigen, wieder straflos davonkommen.

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