Jane Austen-Film: Geld oder Liebe

Die Romanfiguren von Jane Austen müssen sich zwischen Romantik und Vernunft entscheiden. In "Geliebte Jane" hadert die Schriftstellerin selbst mit der Liebe.

Die Qual der Wahl: Jane Austen liegt die Männerwelt zu Füßen. Bild: concorde

Das weibliche Hadern über Entscheidungen aus Neigung oder Vernunft, herkömmlich auf die Formel "Geld oder Liebe?" gebracht, hat niemand so gut beschrieben wie Jane Austen.

Heute, im Zeitalter der Emanzipation, wird darüber weit weniger offen geredet. Die anhaltende Beliebtheit von Austens Werken fast 200 Jahre nach ihrer Entstehung mag auch damit zu tun haben, dass in ihnen abgehandelt wird, was sich heute zwar noch in Statistiken, aber keinesfalls mehr in Willensbekundungen niederschlägt: das Bestreben von Frauen, sich über die Wahl des Mannes sozial aufwärts zu bewegen. Unter der Oberfläche der Harmlosigkeit findet sich bei Austen eine erstaunlich mitleidlose, aber präzise Schilderung der Möglichkeiten und engen Grenzen, die dem weiblichen Ehrgeiz zu ihrer Zeit gesetzt waren.

Ausführlich lässt sie ihre Figuren dabei zu Wort kommen. Das macht die Romane gut verfilmbar. Weil es aber nur sechs Stück gibt, musste irgendwann ein Stoff "à la Jane Austen" auf die Leinwand kommen. Im Fall von "Geliebte Jane" griff man dabei auf die simple Erklärung zurück, dass Austen etwas von dem, was sie schildert, sicher selbst erlebt haben muss.

"Geliebte Jane" macht den Zuschauer also mit der Schriftstellerin als junger Frau bekannt. Versonnen sitzt sie am Fenster einer gemütlich eingerichteten Stube und bewegt anmutig die Feder über das weiße Papier. "Wo ist denn Ihre Tochter?", fragt irgendwann im Film die ältliche Lady Gresham, als sie bei den Austens eintrifft. "Sie schreibt", heißt es. "Kann man dagegen etwas unternehmen?", fragt sie empört und auch mitleidig zurück. Doch allen gesellschaftlichen Widerständen zum Trotz sieht man die junge Jane am eigenen Talent kaum zweifeln. Es brauchte also nur noch ein einschneidendes Erlebnis, um aus Jane "Jane Austen" werden zu lassen (das englische Original heißt denn auch "Becoming Jane").

Das Erlebnis hat natürlich mit Liebe zu tun. Jane verliebt sich in den mittellosen, aber ungeheuer geistreichen Mr. Lefroy, während ihr gleichzeitig der reiche, aber ungeheuer tölpelhafte Mr. Wisley den Hof macht. Es geht um die Überwindung von Stolz und Vorurteilen und die Entfaltung romantischer Gefühle bis hin zum Plan des gemeinsamen Durchbrennens. Das Ende legt wie gesagt der Titel schon fest: Jane wird Schriftstellerin.

Sowohl visuell als auch erzähltechnisch hält sich "Geliebte Jane" ganz an die bekannten Vorbilder der anderen Austen-Verfilmungen. Anne Hathaways Jane ist eine großäugige, hochgewachsene Schönheit, der man die Schreibambitionen freilich nicht glaubt. Nur James McAvoys Mr. Lefroy darf komplexer auftreten: als ein junger Held, den erst die Abhängigkeit von einem reichen Gönner zur Unabhängigkeit im Verhalten und Denken anstiftet. In seiner Figur deutet sich an, was der Film hätte werden können, wenn er nicht so bedingungslos Anschluss an die Verwertungskette suchen würde, die das Label "Jane Austen" vermarktet.

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