Griechenland: Ein Paradies für Brandstifter

Im Klagen ist die griechische Regierung groß, doch gegen Brandrodung hat sie in 30 Jahren nichts unternommen.

Auch das organisatorische Chaos bei den Löschkräften soll groß sein. Bild: dpa

BERLIN taz Ministerpräsident Karamanlis spricht von einer "unbeschreiblichen nationalen Tragödie" - aber die herrscht in Griechenland nicht erst seit den Bränden vom Wochenende. Forstexperten und Umweltschützer bemängeln seit dem Frühjahr die Lücken im Programm der vorbeugenden Brandbekämpfung: Nach dem regenarmen Winter, der für den Sommer eine extreme Gefahrenlage erwarten ließ, wurden keine neuen Brandschutzschneisen angelegt und die vorhandenen nicht gesäubert. Die Zugangswege zu Waldgebieten wurden nur selten gewartet und waren für die Löschfahrzeuge nicht befahrbar.

Außerdem wurden die wichtigsten Posten im Koordinationszentrum, das die Kräfte der lokalen Feuerwehren, Löschflugzeuge, des Zivilschutz und der Armee bündeln soll, erst vor kurzem neu besetzt - dann jedoch nach parteipolitischen Kriterien und nicht mit den kompetentesten Leuten, wie Forstexperten beklagen. Das entstandene Chaos machte sich schon im Juli bei den Bränden auf dem Peloponnes bemerkbar. So beklagten deutsche Feuerwehrleute, die sich als freiwillige Helfer gemeldet hatten, das organisatorische Chaos der lokalen Einsatzleitung. Löschfahrzeuge fanden teilweise die Waldwege zu den Brandherden nicht, weil sie ohne Karten unterwegs waren.

Wie die Regierung eingestehen musste, fehlten zu Beginn des Sommers 2007 etwa 4.000 Feuerwehrkräfte. Erst nach der ersten Brandwelle im Juni versuchte man, 1.500 der offenen Stellen zu besetzen. Und zum 15. August wurde die Gründung einer neuen "Feldpolizei" beschlossen, die bislang allerdings nur aus einem Oberbefehlshaber besteht. Dagegen sind, wie die Feuerwehrgewerkschaft beklagt, viele der Feuerwehrleute, die nur saisonal für die Sommermonate eingestellt werden, nicht mit Schutzkleidung ausgerüstet.

Die Hauptschuld an den Wald- und Buschbränden wird jedoch wie jedes Jahr einer Figur zugewiesen, die in den Debatten eine so zwielichtige wie zweischneidige Rolle spielt: der Brandstifter. Der Fingerzeig auf Brandstifter lenkt davon ab, dass der Staat nichts getan hat, um die kriminelle Brandrodung zu bekämpfen. Eine Einladung zur Brandstiftung stellt schon die Tatsache dar, dass Griechenland - als einziges EU-Land - kein Waldkataster hat. Das Gesetz über die Erfassung geschützter Waldflächen wurde vor 30 Jahren beschlossen; bis heute ist die kartografische Arbeit erst für 6 Prozent des Landes abgeschlossen.

Doch auch diesem Mangel wäre abzuhelfen. Das griechische Parlament müsste nur ein Gesetz beschließen, das aus einem Satz besteht: "Abgebrannte Waldflächen sind ausnahmslos aufzuforsten und dürfen niemals zu Weide- oder Bauland umgewidmet werden."

Diese Forderung stellen griechische Umweltschützer bereits seit zwanzig Jahren. Keine Regierung - ob konservativ oder sozialistisch - hat je ein solches Gesetz vorgelegt.

NIELS KADRITZKE

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