Schottischer Film: Die leidige Postpubertät

Mit "Hallam Foe" inszeniert David Mackenzie ein aggressives Eifersuchtsdrama. Mit pubertierendem Helden, böser Stiefmutter und Schönlings-Papa.

Einzelgänger mit Muttertrauma: Hallam Foe Bild: prokino

"Hallam Foe" ist die Geschichte eines 18-jährigen Einzelgängers mit Muttertrauma und voyeuristischer Obsession. Späte Pubertät kommt in dem von Regisseur David Mackenzie und Peter Jinks, dem Autor der Romanvorlage, geschriebenen Drehbuch, ausgesucht exzentrisch auf die Leinwand. Wie schon in "Young Adam", einem Thriller im Binnenschiffermilieu, und "Asylum", einer Amour Fou im Bannkreis einer psychiatrischen Anstalt, malt der Regisseur die düster zwielichtigen Aspekte sexueller Leidenschaft breit aus. Der Schotte Mackenzie zeigt sich von der atmosphärischen Aufladung seiner Schauplätze zu eruptiven Sexszenen inspiriert, die Figuren und Verstrickungen bleiben aufgesetzt und blass.

Schottland muss auch "Hallam Foe" mitfinanziert haben, denn eine opulente Parklandschaft mit Glitzersee und Architektenvilla, vor allem aber die graue Schönheit von Edinburgh spielen gleichberechtigte Hauptrollen neben der von Jamie Bell verkörperten Hauptfigur. Bell scheint seit seinem furiosen Debüt in "Billy Elliott - I will dance" vor dem Image eines Lieblingsobjekts mütterlicher Gefühle auf der Flucht. Unmittelbar nach Clint Eastwoods "Flags of our Fathers" ließ er sich auf die Rolle des bockigen Ekelpakets Hallam Foe ein. Der treibende Sound von Franz Ferdinand gibt dem Montagefluss den Rhythmus vor. Passagenweise vergisst man glücklicherweise die Story und folgt einfach der umtriebigen Verve, mit der das Energiebündel Bell per Seilwinde von einem Baumhaus herunter saust oder durch Edinburgh streift und wieselflink auf Dächern herumklettert.

Hallam Foe ist von der Idee besessen, seine Stiefmutter habe seine Mutter ertränkt. Der Vater, ein invalider Schönling von arrogant aussagearmer Ausstrahlung (Ciarán Hinds), hält zu seiner Neuen. Verity, eine unterinszenierte Beauty, hält dem Stiefsohn den Selbstmord seiner Mutter entgegen. Hallam torpediert die Patchworkfamilie und die Dates seiner Schwester, indem er mit voyeuristischen Störmanövern überrascht.

Ein Vermittlungsversuch der Stiefmutter endet in einer plakativen gegenseitigen Verführungsszene - da wird es Zeit für den Fluchtpunkt Edinburgh. Es folgt eine Geschichte der Übertragung. Hallam glaubt, seine verstorbene Mutter wieder zu treffen. Er nimmt die Spur der Doppelgängerin auf und erreicht, von der jungen Hotel-Managerin (Sophia Myles) als Tellerwäscher eingestellt zu werden. Scheinbar gelassen mit dem witzigen Chefspüler, dem komischen Lichtblick im manischen Drama, spioniert er nachts seine Gönnerin aus.

Doch Mutters Ebenbild lässt sich nicht nur auf eine Affäre mit dem Kindmann ein, auch ihr Freund, ein jähzorniger Sexprotz, zahlt ihr seine Eifersucht mit heftigen, von ihr passiv hingenommenen Attacken heim. Der Spion wird entdeckt, die Polizei und die Eltern mischen sich ein. Am Ende eine vage Geste der Reife, auch mit einer Zurückweisung lässt es sich nach dieser Begegnung in Edinburgh leben.

"Hallam Foe". Regie: David Mackenzie. Mit Jamie Bell, Sophia Myles, Ciaràn Hinds u. a. GB 2007, 95 Minuten

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.