Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Schauen Sie noch Tour de France? War es richtig, dass Sat 1. in die Tour-Übertragung eingestiegen ist? Darf sich Becks SPD so früh Stimmung für eine Ampelkoalition nach den Wahlen 2009 machen?

taz: Was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: War in Irland im Urlaub und hatte keine Internet-Verbindung.

Was wird besser in dieser?

Wenn ich diese Kolumne fertig habe, brauche ich auch kein Internet mehr.

Schauen Sie noch Tour de France?

Friedrich Küppersbusch ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt

Ich habe es dieses Jahr endlich geschafft, sie nicht zu gucken. Letztes Jahr bin ich wegen Kloeden rückfällig geworden. Diesmal haben die Öffentlich-Rechtlichen beim Entzug geholfen.

War es richtig, dass ARD und ZDF aus der Tour-Übertragung ausgestiegen sind?

Für mich ja, für die nicht. Denen fehlt normale journalistische Distanz. Ihr Logo war - als berichterstattender Sender - auf dem Trikot einer Mannschaft, dem Team Telekom. Bei der ARD war Rudi Altig Kokommenator, einer der meist überführten Doper bei der Tour, Spitzname "Die rollende Apotheke". Schon zu Zeiten von Armstrong und Ulrich ist es keinem ARD-Kommentator eingefallen, dass was nicht stimmt, wenn einer einbricht und am nächsten Tag plötzlich dem Petoton 15 Minuten abnimmt. Fanden alle normal. Weil sie die Ware, die sie verkaufen, gesundquatschen wollten. Also erst übertriebene Nähe, dann übertriebene Distanz. Wie ein Freier, der morgens im Puff aufwacht und sagt: Ich im Puff? Niemals! Und dann im Stadtrat für den Abriss des Puffs stimmt.

War es richtig, dass Sat.1 in die Tour-Übertragung eingestiegen ist?

Die haben ein Schnäppchen gemacht.

Sat.1 sagt jetzt, dass die Tour eine ganz sympathische Veranstaltung ist.

Schon RTL-Gründer Helmut Thoma wusste, dass man die Ware, die man ins Regal legt, nicht schlechtquatscht.

Was müsste passieren, damit das Doping aufhört?

Wenn die Summen so bleiben wie derzeit, wird es immer jemand geben, der sagt: Für die Kohle spritze ich mir auch Fanta oder Leberkäse. Die einzige Heilung wäre, dass sich der Radsport so desavouiert, dass er für die Medien uninteressant wird. Denn: Keine Medien, keine Werbepartner, kein Geld, kein Doping. Dann gäb es nur noch Amateurradsport. Ist eine Variante, allerdings unwahrscheinlich.

Der ProSiebenSat.1-Konzern hat die Nachrichtensendung auf Sat.1 radikal reduziert. Was wird das für Folgen haben?

Die Heuschrecken, die den Konzern viel zu teuer gekauft haben, wollen jetzt die Kohle wieder reinholen. Die Ware muss ihren eigenen Preis bezahlen. Deshalb feuern KKR und Permira die eigenen Angestellten - und die hat man bei den Nachrichten. Den Rest, Fiktion und Dokus, machen ja eh Produktionsfirmen. Da kann man nicht so viel sparen. Langfristig ist diese Strategie Selbstmord. Anstatt die trägen Öffentlich-Rechtlichen im News-Bereich anzugreifen - wo sie, siehe Tour de France, durchaus angreifbar sind - kürzt man das weg. Als das Duell Merkel-Schröder übertragen wurde, hatte die ARD fast 30 Prozent Quote, das ZDF 20, RTL neun und Sat.1 vier Prozent. Will sagen: Sat.1 hat sowieso wenig Zuschauer, die so was interessant finden. Und bald gar keine mehr.

Die Beck-SPD scheint sich schon jetzt für die Bundestagswahl 2009 auf ein Bündnis mit Grünen und FDP festzulegen. Ist das klug?

Nein, das ist viel zu früh. Denn: Von Merkel lernen heißt siegen lernen - und Merkel hatte sich 2005 auf die FDP festgelegt, was ihr nichts genutzt hat. Die Botschaft ist natürlich: Wählt nicht die Linkspartei, mit denen wollen wir eh nicht. Der SPD-Kandidat für mit Linkspartei wäre Wowereit und nicht Beck - insofern ist es auch kein Wunder, das Beck eine Ampel will. Nach einer Strategie für den Fall, dass es eine linke Mehrheit bei den Wahlen gibt, sieht das alles nicht aus.

Weiß die FDP eigentlich schon davon, dass sie Teil einer Ampel-Regierung wird?

Nö, aber die sind flexibel. Das Erfolgreichste an der Westerwelle-FDP ist Westerwelle. Deshalb kann die FDP ja mal auf die Idee kommen, dass das Erfolgreichste an der Westerwelle-FDP mal wieder die FDP sein sollte. Die FDP ist seit neun Jahren in der Opposition, so lange wie noch nie.

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