Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

SPD-Chef Beck profiliert sich auf Kosten eigener Leute. Das zeigt, dass er für eine Konkurrenz mit Merkel nicht taugt. Er ist zu ehrgeizig für einen gemütlichen Bürgermeister von Mainz.

Was war schlecht in der letzten Woche?

Kein Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften an Paul Kirchhof, Friedrich Merz oder Schweinchen Schlau.

Was wird besser in dieser?

Pro7 wiederholt Al-Gore-Film.

Kurt Beck ist seit mehr als einem Jahr SPD-Vorsitzender. Macht er seine Sache gut?

Beck liefert weder theoretische Visionen noch machbare Strategien der kleinen Schritte. Er ist einfach da, weil er für einen dicken gemütlichen Bürgermeister von Mainz einen Hauch zu ehrgeizig ist.

Ist der Streit zwischen Beck und Müntefering eine Art Arbeitsteilung: Beck muss als SPD-Chef so reden, Müntefering als Vizekanzler eben anders. Oder ist das ein echter Machtkampf?

Müntefering unterlief als SPD-Chef ein unter Politikern offenbar unverzeihlicher Fehler: Er nahm Kritik an seiner Entscheidung ernst und persönlich und ging, floh beinahe. Das macht ihn unkalkulierbar für Kollegen wie Beck, für die Politik noch stets die Verlängerung jenes Kinderstreits ist, wie man die größtmögliche Menge Pudding auf den eigenen Teller lanciert. Münte dagegen sind persönliche Ambitionen - vor allem seine eigenen - nicht cool egal, sondern: suspekt. Fazit: Beck profiliert sich auf Kosten seiner eigenen Leute und zeigt damit, dass er für eine Konkurrenz mit Merkel nicht taugt.

Steht die SPD an einem Wendepunkt?

Wie bescheuert auch immer die Agenda 2010 gewesen sein mag: Jetzt, da die Konkurrenz erntet, von ihr abzurücken, ist eine dringende Bewerbung, die nächste Wahl zu verlieren. Alle Strategien gegen jenen Teil der Grünen, der eigentlich outgesourcte SPD beinhaltet, haben zu einem eindeutigen Ergebnis geführt: Statt Rückeroberung gibt es jetzt das zweite, noch schmerzlichere Outsourcing. Mit viel Fantasie kann man sagen, dass die SPD sich von einer strengen Holding zu einer Art dezentraler Struktur entwickelt hat. Wohingegen die Union mehr so ein loses Franchise praktiziert: Man darf so ziemlich alles CDU nennen, solange man sich nicht erwischen lässt.

Jürgen Rüttgers versteht sich als Chef der größten Arbeiterpartei in NRW, ist für längeres Arbeitslosengeld und fürs Soziale. Regiert er in NRW auch so?

Rüttgers wäre mutiger, hätte er Merz, Kirchhoff, Merkel adressiert mit seiner Kritik im Wahlkampf. Sein Regierungshandeln ist im zentralen Politikfeld Schule streng konservativ, man setzt auf alte, auch morsche Strukturen und verschärft mit "freier Schulwahl" und verkürzter Laufbahn die soziale Abhängigkeit von Bildung. Im zweiten Feld, Innenpolitik, handelt er geräuscharm und setzt insgesamt auf Haushaltskonsolidierung. Das ist, seit Eichel und Steinbrück, ja auch zutiefst sozialdemokratisch.

Kerner hat Eva Herman aus seiner Talkshow rausgeworfen, weil sie sich nicht ausreichend von der Nazizeit distanzierte. War das in Ordnung, weil Hermans Thesen unerträglich sind - oder ein billiger Effekt?

Er hat sie auch eingeladen, weil sie sich nicht ausreichend von der Nazizeit distanzierte. YouTube sei Lob: Man kann sich die Kernsequenzen dort immer wieder anschauen. Wie Senta Berger ins Gemenge nuschelt, man "möge doch jetzt so verfahren wie vorher besprochen", wie sie auftrumpft, sie müsse nun gehen - und stur sitzen bleibt. Cui bono? Kerner hat Quote und den Titel der Bild-Zeitung, Berger und Schreinemakers sind tolle Powerfrauen und Herman streicht noch mal größtmögliche Aufmerksamkeit ein. Ziehe meinen Hut an dem Tag, an dem Kerner sich das mit einem satisfaktionsfähigen Gegenüber ohne doppelten Boden traut.

Die Lokführer-Gewerkschaft macht ernst und legt den Bahnverkehr lahm. Muss die Regierung etwas tun? Oder müssen wir uns halt an solche Streiks gewöhnen, die etwa in Frankreich ganz normal sind?

Ja, fände ich gut, wenn deutsche Lokführer in Frankreich streikten.

Und was macht die deutsche Nationalmannschaft?

Hält sich durch Irland-Auftritt Nobelpreise vom Leibe.

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