USA: CIA und Armee kooperieren bei Folter

Berichten zufolge haben Militär und CIA Techniken zur Gefangenen-Misshandlung entwickelt - insbesondere zwei Psychologen.

CIA beseitigt seinen Schmutz Bild: ap

WASHINGTON taz US-Medien tragen immer mehr Beweise dafür zusammen, dass die Foltertechniken, die die USA in ihrem sogenannten Kampf gegen den Terror anwandte und zum Teil noch anwendet, in einer Kooperation zwischen CIA und US-Militär entwickelt wurden. So berichtete das US-Internetmagazin Salon.com am Wochenende von Hinweisen, dass Psychologen der CIA dabei behilflich gewesen sein sollen, geheime Trainingsprogramme des US-Militärs voranzutreiben, um daraus brutale Befragungstechniken zu entwickeln. Dass die Bush-Administration über diese hochrangige Kooperation im Bilde war, sei wahrscheinlich, schreibt das Magazin.

Bei dem vom US-Geheimdienst CIA verwandten Militärprogramm soll es sich um das geheime "Survival, Evasion, Resistance and Escape"-Programm, kurz SERE, gehandelt haben. Sere sei ein Trainingsprogramm, das vom US-Militär bereits im Koreakrieg angewendet worden war. Indem Militärpsychologen US-Soldaten brutaler Behandlung aussetzen, sollten sie darauf vorbereitet werden, im Falle ihrer Gefangennahme Folter zu überstehen. Laut dem kürzlich freigegebenen Bericht des Generalinspekteurs des US-Militärs soll das Sere-Programm in umgekehrter Weise seit den Anschlägen vom 11. September 2001 bei der Befragung und Folter von Gefangenen und mutmaßlichen Terroristen durch die CIA angewendet worden sein.

Im Zuge einer parlamentarischen Ermittlung des Verteidigungsausschusses des US-Kongresses tauchen immer neue Details der Zusammenarbeit der CIA und des Militärs auf. Im Zentrum stehen zwei Psychologen, James Mitchell und Bruce Jessen, gegen die derzeit ermittelt wird. Beide sollen ab September 2001 für die CIA gearbeitet haben. Zuvor sollen beide im Rahmen des Sere-Programms für das US-Militär in Fort Bragg tätig gewesen sein. Dort werden Elitesoldaten gespielten Foltersituationen wie simuliertem Ertrinken, erzwungener Nacktheit, Schlafentzug, Demütigungen etc. ausgesetzt, um sie mental auf solche Situationen vorzubereiten.

Der im Mai an die Öffentlichkeit übergebene Bericht belegt, dass die CIA und das Militär die in Fort Bragg entwickelten Methoden gegen mutmaßliche Al-Qaida-Häftlinge in Guantánamo und später in Afghanistan und Irak benutzten. Das US-Militär hatte bis zur Veröffentlichung des Dokuments stets dementiert, gefoltert zu haben. Laut Ermittlungsberichten taucht sowohl Jessens als auch Mitchells Name in Dokumenten im Zusammenhang mit Verhören auf Guantánamo ab 2002 auf.

Laut Menschenrechtsexperten Scott Horton, dem Vorsitzenden des Komitees für Internationales Recht der New Yorker Rechtsanwaltsvereinigung, sei eine solch enge Zusammenarbeit der beiden Institutionen ohne Absegnung von ganz oben unvorstellbar. Die CIA hatte kurz nach dem 11. 9. von US-Präsident George W. Bush freie Hand bei der weltweiten Verfolgung von Terroristen bekommen. Salon will auch von einem nicht näher bezeichneten pensionierten US-Militär die Bestätigung erhalten haben, dass die "jointness" genannte Kooperation nur mit einem O. K. von höchster Stelle möglich gewesen sei.

Sowohl die American Medical Association als auch die American Psychiatric Association haben ihren Mitgliedern strikt untersagt, sich an der Entwicklung von Techniken zu beteiligen, die die Genfer Konvention und das Internationale Rote Kreuz als Folter bezeichnen. Die American Psychological Association (APA), deren Mitglieder Jessen und Mitchell sind, hat kein solches Verbot formuliert.

"Die Ironie - und die Tragödie - ist, dass Sere einst erfunden wurde, um unsere Soldaten vor Ländern zu schützen, die die Genfer Konvention nicht einhalten", sagt Brad Olson von der inzwischen über die Sache zerstrittenen APA. "Indem wir unsere Trainingstechniken gegen fremde Häftlinge angewandt haben, verletzen wir nun die Genfer Konvention."

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.