Deutsche Bahn: Die Räder stehen still

Erstmals in der Geschichte der Bahn wollen die Lokführer im gesamten Bundesgebiet streiken.

Da lacht das Herz des Lokführers: Nichts dreht sich. Bild: dpa

Nichts fährt mehr auf der Schiene, das hat es in der Geschichte der Deutschen Bahn noch nicht gegeben. Doch jetzt greift die Gewerkschaft der Lokführer zu diesem Mittel. Zwischen fünf und neun Uhr am Dienstagmorgen wollen die Lokführer im gesamten Bundesgebiet streiken.

Wozu das führen wird, konnte man bereits am Montag erahnen, als die Bahngewerkschaften Transnet und GDBA ihren Arbeitskampf begannen. In der Nacht legten 500 Bahn-Mitarbeiter an 13 Standorten zwei Stunden lang ihre Arbeit nieder - die Verhandlungen über Lohnerhöhungen waren zuvor abgebrochen worden. Züge fielen aus, Schalter waren nicht besetzt, viele Züge kamen weit später an als vorgesehen.

Betroffen waren der Südwesten, aber auch Thüringen, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern und besonders die Hauptbahnhöfe Rostocks und Wismars. Dort wurden zwei Stellwerke vorübergehend lahmgelegt. Mehr als 30 Züge konnten zunächst nicht fahren. Die Bahn hatte zwar eine Service-Hotline eingerichtet, doch viele Kunden, die sich über Streikorte und Ersatzverkehr informieren wollen, kamen nicht weit: "Es bleiben viele in der Warteschleife hängen", sagte Achim Stauß, DB-Sprecher, im ZDF-Morgenmagazin.

Die ersten Warnstreiks waren gegen neun Uhr vormittags beendet; um die frühe Mittagszeit gab die Bahn bekannt, dass der Verkehr "wieder weitgehend nach Fahrplan" laufe. Fahrgäste, die nicht mit der Bahn fahren konnten, weil kein Zug fuhr oder zu spät ankam, können laut DB ihre Fahrkarte kostenlos umtauschen oder sich den Preis erstatten lassen.

Das gilt auch für die Streiks am Dienstag früh. Zu diesen ruft die kleinere Gewerkschaft der Lokführer auf. "Tausende Zugführer" würden ihre Arbeit niederlegen, kündigte GdL-Sprecher Maik Brandenburger am Montagnachmittag an. Bei der DB arbeiten 20.000 Lokführer, etwa drei Viertel davon sind in der GdL organisiert. Insgesamt fallen in den GdL-Zuständigkeitsbereich 31.000 Mitarbeiter, neben den Lokführern auch Zug- und Servicebegleiter.

Die GdL fordert neben deutlich höheren Einstiegsgehälter für Lokführer, Zugbegleiter und Servicemitarbeiter auch eigene Fahrpersonaltarifverträge. Gar nicht verhandeln und gleich streiken - das gehe nicht, meint DB-Personalsprecher Uwe Herz. "Wir haben der GdL wiederholt Gespräche angeboten - die wurden ausgeschlagen", sagt er der taz. "Das ist richtig", gibt Brandenburger zu. "Allerdings wollte der Arbeitgeber nur im Rahmen der Entgeltrunde verhandeln, nicht aber über neue Tarifverträge. Jetzt muss er die Konsequenzen tragen."

Von der GdL-Vorgehensweise sind die Kollegen bei Transnet und GDBA wenig begeistert. Immerhin fordert die GdL auch rund 31 Prozent mehr Lohn, die anderen beiden Gewerkschaften wollen sieben Prozent mehr. "Es kann nicht sein, dass nachher die Schlosser die höheren Löhne der Lokführer bezahlen", sagt Transnet-Gewerkschaftssekretär Jürgen Hoffmann. "Wenn sich andere Gewerkschaften mit geringeren Forderungen zufrieden geben, ist das deren Sache", kontert Brandenburger. Außerdem sei das Fahrpersonal bislang unverhältnismäßig schlecht in den Tarifverhandlungen berücksichtigt worden.

Das Bahnmanagement fordert indes sämtliche betroffenen Gewerkschaften dazu auf, zurück an den Verhandlungstisch zu kehren - und die Tarifauseinandersetzungen nicht auf dem Rücken der Kunden auszutragen. Um die Belastungen für diese möglichst gering zu halten, wurde ein Ersatzverkehr vorbereitet. Allerdings war am Montag noch nicht abzusehen, ob überhaupt Züge fahren - und wenn ja, wie viele. Aktuelle Informationen zu betroffenen Zugstrecken können Bahnkunden unter der kostenlosen Telefon-Hotline (0 80 00) 99 66 33 abhören.

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