Energielobby: Ein paar Statistiken für n-tv

n-tv präsentiert Online-Sonderseiten zum Thema Energie. Mit Unterstützung des Stromkonzerns EnBW - finanziell und inhaltlich.

Vom Energieversorger umrahmt: n-tv-Website zum Thema Atomstrom Bild: ntv

Dem derzeitigen Mega-Thema Energie widmet auch der Nachrichtensender n-tv viel Raum. Passend zum "Energiegipfel" im Kanzleramt drehte sich das Programm am Dienstag komplett um das Thema "Zukunft der Energie". Auf seinen Internetseiten bringt n-tv dazu ein "Spezial Energie".

Dort erfahren die LeserInnen viel Interessantes. "Akzeptable Energiequelle: Ausland setzt auf Kernkraft" lautet etwa der Titel eines Videos. "Neue Kohleanlagen: Wirkungsgrad erhöht" nennt sich der Bericht über die klimaschädlichen Kohlekraftwerke, und mit "Wärme: Ölheizung hat Zukunft" ist ein Bericht übers Heizen überschrieben. Und eine prominent platzierte Grafik weist für die Atomkraft einen Anteil von 29 Prozent an der Stromversorgung aus - was 2005 zwar korrekt war, inzwischen jedoch auf 26 Prozent gesunken ist.

Über alledem steht der Name eines Unternehmens, dem diese Berichte gefallen dürften: EnBW. Der drittgrößte deutsche Energiekonzern, dessen Strom zu 55 Prozent aus Atomkraftwerken und zu 30 Prozent von fossilen Energieträgern stammt, ist nicht nur als einziger und optisch dominanter Anzeigenkunde auf der Seite vertreten. Wie im Dachbalken auf jeder Seite zu lesen ist, erscheint das Spezial Energie "unterstützt von EnBW".

Tilman Aretz, Leiter der Online-Redaktion von n-tv, erklärte gestern, die EnBW-Unterstützung sei "vor allem Werbung". Einfluss auf die redaktionellen Inhalte habe der Stromkonzern nicht gehabt. "Wir achten streng auf unsere Unabhängigkeit", so Aretz. Aus der Redaktion war jedoch zu erfahren, dass es sehr wohl "inhaltliche Unterstützung" in Form von EnBW-Unterlagen gegeben habe. Auch Aretz räumte ein, dass EnBW-Grafiken und Statistiken genutzt wurden.

Auch auf Informationen von EnBW wurde offenbar gern zurückgegriffen. So stehen im Artikel "Kernenergie weltweit: Abschied hier, Ausbau dort" gleich mehrere Verweise auf EnBW. So darf das Unternehmen etwa den Energiereichtum und die Versorgungssicherheit von Uran anpreisen. Zwar finden sich im Bericht auch Kritik an Atomkraft durch das Umweltministerium und Verweise auf die Risiken. Insgesamt wird jedoch mit dem Verweis auf "zahlreiche neue Anlagen", die im Bau oder in Planung seien, die These vom weltweiten Comeback der Atomkraft vertreten - obwohl den 26 Anlagen, die weltweit im Bau sind, 80 gegenüberstehen, die in den nächsten zehn Jahren voraussichtlich aus Altersgründen abgeschaltet werden.

Jürgen Hogrefe, Leiter des Berliner EnBW-Büros, mag darin nichts Verwerfliches sehen. Die Unterstützung der n-tv-Webseite sei ein "rein werbliches Engagement". Die EnBW-Sprecher, die in den Texten zu Wort kommen, seien ebenso wie die Experten anderer Energieunternehmen "als Fachleute befragt" worden.

Auf deutliche Kritik stößt das Vorgehen von n-tv beim Deutschen Presserat. "Es ist sehr fragwürdig, über ein Unternehmen zu schreiben, das die Berichterstattung sponsert", sagte Arno Weyand vom Beschwerdeausschuss des Presserats der taz. "Die Berichterstattung ist dann vielleicht nicht ganz neutral. Das hat mehr als ein Geschmäckle." Einfluss nehmen kann der Presserat allerdings nicht, denn er ist nur für gedruckte Medien zuständig. Für Online-Medien gibt es kein vergleichbares Gremium, dass auf die Einhaltung journalistischer Standards achtet.

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