Geiselnahme: Berlin wirft Taliban "Propaganda" vor

Die Taliban sollen neue Forderungen für die Freilassung der deutschen Geisel gestellt haben. Doch noch ist unklar, in wessen Hand er sich befindet.

Falsche Behauptungen als Novum: Taliban-Kämpfer Bild: dpa

Im Fall der in Afghanistan entführten Deutschen jagten auch am Dienstag wieder widersprüchliche Eilmeldungen der Nachrichtenagenturen einander: Der zweite in Afghanistan entführte Deutsche sei nach Angaben der radikalislamischen Taliban "sehr krank" und verliere immer wieder das Bewusstsein, meldete afp. Die Taliban hätten ihre Forderungen an die Bundesregierung konkretisiert und verlangten die Freilassung von zehn Taliban oder den Abzug der deutschen Truppen, hieß es von Reuters.

Nach wie vor ist jedoch unklar, ob der überlebende Deutsche sich tatsächlich in der Hand der Taliban befindet. Die afghanische Botschafterin in Berlin, Maliha Zulfacar, sagte gestern der Passauer Neuen Presse, nach ihrer Information werde der Deutsche nicht von Taliban, sondern von einem örtlichen Stamm festgehalten.

Außenamtssprecher Martin Jäger kritisierte am Dienstag indirekt auch den Umgang der Medien mit den vielen widersprüchlichen Meldungen. Ein Novum bei dieser Entführung sei, dass sich sogenannte Sprecher der Taliban an die Öffentlichkeit wendeten und über Dinge berichteten, die durch die Realität nicht abgedeckt seien. So sei am Samstag die Mitteilung gemacht worden, das Ultimatum für die deutsche Geisel laufe ab. Später habe sich das als "infame Propaganda" erwiesen. Die so genannten Sprecher würden die Medienberichte in Deutschland genau verfolgen und darauf reagieren.

Nachdem sich die Überführung des Leichnams der toten deutschen Geisel zunächst verzögert hatte, soll die Leiche der deutschen Geisel Rüdiger B. am Mittwoch in Berlin eintreffen. Am Donnerstag ist nach Angaben des Auswärtigen Amtes die Obduktion geplant, die Aufschluss über die Todesursache des Deutschen geben soll. Medienberichten zufolge weist seine Leiche Schussverletzungen auf.

Im Geiseldrama um die entführten Südkoreaner in Afghanistan scheint indes eine Verhandlungslösung möglich. Der afghanische Abgeordnete Khawaja Mohammed Sedeqi sagte der dpa, er habe Hoffnung, dass das Problem noch vor Ende des Tages gelöst werde. Die Regierung in Kabul warte auf eine Liste mit inhaftierten Taliban, sagte Sedeqi, der mit den Rebellen über das Schicksal der Koreaner verhandelt. Der Abgeordnete wollte jedoch nicht sagen, ob die Regierung zur Freilassung von Taliban-Gefangenen im Tausch gegen die Freilassung der Geiseln bereit sei.

Der UN-Sondergesandte für Afghanistan, Tom Koenigs, forderte nach einem Treffen mit Kanzlerin Angela Merkel Kurshalten und die Fortsetzung eines starken deutschen Engagements in Afghanistan. Dringend erforderlich sei die Durchsetzung des Rechtsstaats, notfalls mit militärischen Mitteln, sagte er am Dienstag. Merkel sagte, ihr Gespräch mit Koenigs habe die grundsätzliche Richtigkeit der deutschen Afghanistan-Strategie ergeben. Ebenso wie Koenigs bezeichnete sie besonders das Nachbarland Pakistan als Sicherheitsrisiko. mit ap

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