Immigration: Rückkehr zum "weißen Australien"?

In Australien sollen potenzielle Einwanderer auf "Integrationsfähigkeit" geprüft werden, bevor sie ein Visum erhalten

CANBERRA taz Wer in Zukunft nach Australien auswandern will, wird erst beweisen müssen, dass er "integrationsfähig" ist. Der australische Immigrationsminister Kevin Andrews erklärte, Anträge auf ein Visum würden künftig darauf geprüft, ob der Einwanderungswillige "anpassungswillig" ist. Immigrationsbeamte würden auch die Landes- und Sprachkenntnisse prüfen.

Über 130.000 Menschen wanderten im letzten Finanzjahr in Australien ein. Laut Andrews werden die neuen Kriterien auf alle Anträge für ein Daueraufenthaltsvisum angewendet und auf zeitlich befristete Aufenthaltsgenehmigungen wie etwa Visa, die aus humanitären Gründen erteilt werden, aber zu einem Daueraufenthaltsvisum führen können.

Notwendig sind die neuen Kriterien für den Minister, weil heute viele Zuwanderer "aus verschiedenen Traditionen" nach Australien kämen, nicht mehr wie früher aus Ländern mit mehrheitlich liberaldemokratischen Regierungssystemen. Die Regeln dürften bei Bürgerrechtsorganisationen auf Kritik stoßen. Sie werfen der konservativen Regierung von Premierminister John Howard regelmäßig vor, in einem Klima der Angst vor islamistischen Terroristen das Thema Einwanderung für politische Stimmungsmache zu benutzen und dabei die Realität zu verschweigen. Denn die meisten Einwanderer stammen weiterhin aus den traditionellen Herkunftsländern Großbritannien und Neuseeland. Nach Studien passen sich Immigranten in der neuen Heimat rasch an und sind in der Kriminalitätsstatistik untervertreten.

Die Maßnahmen folgen einer Verordnung der Regierung, wonach Einwanderer, die Staatsbürger werden wollen, künftig einen "Test" bestehen müssen. Kritiker sprechen von einer Rückkehr zur Politik des "weißen Australien" der Fünfziger- und Sechzigerjahre, als die Regierung versuchte, Menschen aus nichteuropäischen Ländern vom Einwandern abzuhalten.

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