Kinderstudie: 1,5 Milliarden Euro Taschengeld

Kinder haben immer mehr Geld zur Verfügung: Zehn- bis Dreizehnjährige etwa bekommen im Schnitt 360 Euro im Jahr - und können darüber oft selbst verfügen.

Nur Lokführer haben Hoffnung auf schneller steigende Bezüge. Bild: dpa

Kinder können immer häufiger selbst entscheiden, wofür sie Geld ausgeben. Und sie haben dafür immer mehr Mittel zur Verfügung. Das sind die wichtigsten Ergebnisse der "KidsVerbraucherAnalyse (KidsVA)", einer Studie zum Verbraucher- und Medienverhalten von Sechs- bis Dreizehnjährigen.

Im Schnitt bekommen Sechs- bis Neunjährige 14,44 Euro Taschengeld im Monat, das sind sechs Prozent mehr als im vergangenen Jahr. Zehn- bis 13-Jährige können monatlich im Durchschnitt knapp 30 Euro ausgeben, neun Prozent mehr als im Vorjahr - und steigen damit deutlich schneller als die Löhne.

Hochgerechnet heißt das: Kinder zwischen sechs und dreizehn Jahren haben jährlich 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Dieser enorme Betrag macht den Nachwuchs zu einer attraktiven Zielgruppe für die Wirtschaft.

Denn Kinder dürfen ihre Konsumentscheidungen immer häufiger selbst treffen, etwa beim Outfit oder bei den Pflegeprodukten. Jedes siebte Kind sucht sich ein eigenes Parfüm aus, zwei Drittel der Kinder möchten noch nicht einmal die Zahnpasta mit ihren Eltern und Geschwistern teilen. "Die Möglichkeiten, sich durch das Konsumverhalten individuell auszudrücken, werden immer größer", sagt Ralf Bauer, Leiter der Marktforschung im Egmont Ehapa Verlag, der die Studie in Auftrag gegeben hat.

Mit ihrer neuen Entscheidungsfreiheit geht ein Großteil der Kinder erstaunlich vernünftig um. So hat sich das Bewusstsein für die eigene Ernährung stark verbessert. Cola und Co. müssen immer häufiger gesunden Alternativen weichen - allerdings nicht nur aus eigenem Antrieb, die Eltern reden dabei durchaus ein Wörtchen mit; 71 Prozent der Kinder löschen ihren Durst regelmäßig mit Mineralwasser, vor sechs Jahren waren es lediglich 55 Prozent. Der Anteil der Kinder, die regelmäßig Limonade trinken, ist im gleichen Zeitraum von 67 auf 56 Prozent gesunken. Und auch für Süßigkeiten wird weniger Taschengeld ausgegeben als noch vor einigen Jahren.

Nicht nur das Taschengeld wird stetig mehr, auch die Geldgeschenke, die zu Weihnachten und zum Geburtstag auf dem Gabentisch liegen, fallen immer üppiger aus. Im Schnitt gibt es zum Geburtstag 73 Euro, Weihnachten können sich die Kleinen sogar über 78 Euro freuen. Die meisten verprassen das Geld nicht sofort, sondern sparen zumindest einen Teil für größere Anschaffungen.

Bei Mädchen stehen schöne Klamotten und Spielzeug oben auf der Wunschliste. Jungen sparen vor allem auf ein neues Fahrrad oder Computerspiele. Das neue Handy ist bei Jungen wie Mädchen eines der häufigsten Sparziele. Auch die laufenden Ausgaben für das Handy sind erneut gestiegen. Durchschnittlich werden pro Monat 26 Euro fürs mobile Telefonieren, für SMS und Klingeltöne ausgegeben. Zu diesen Kosten müssen die Kinder häufig einen Teil ihres Taschengeldes dazuschießen.

Was die Studie nicht abbildet, ist die Zufriedenheit der Kinder mit den eigenen Möglichkeiten. Das Thema Kinderarmut etwa ist nicht Gegenstand der Untersuchung. "Das lässt sich im Rahmen unserer Studie nicht erheben. Aber wir können ablesen, dass das untere und das obere Drittel immer weiter auseinanderdriften", sagt Bauer. Migrantenfamilien wurden überhaupt nicht in die Stichprobe aufgenommen, die Studie ist also nur bedingt repräsentativ. Nicht nur die Nationalität, sondern auch der Bildungsgrad der Kinder bleibt unberücksichtigt. In der Gruppe der 10- bis 13-Jährigen wurde zwar die Zugehörigkeit zu den verschiedenen Schulformen erhoben, doch die Daten wurden nicht ausgewertet.

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