Uganda: Jagdszenen um Öl auf Albertsee

Die Aussicht auf einen Ölboom in Uganda nährt regionale Instabilität. Die britische Firma Heritage Oil gerät auf dem See unter Beschuss der Armee des Kongo.

"Sie schossen eine schultergestützte Rakete auf uns ab, aber zum Glück flog sie an uns vorbei, während sie ihr Maschinengewehrfeuer fortsetzten, das wir unter Kontrolle brachten. Ungefähr zehn Menschen starben, manche fielen einfach ins Wasser." So berichtete die private ugandische Sicherheitsfirma Saracen kürzlich über den Überfall kongolesischer Regierungstruppen in der Nacht zum vergangenen Freitag auf dem Albertsee, der die Grenze zwischen Uganda und Kongo bildet. Prominentestes Todesopfer war der britische Ingenieur Carl Nefdt von der Ölfirma Heritage Oil.

Kongos Armee gab diese Woche nach anfänglichen Dementis den Überfall zu und sagte, die Ölboote hätten sich in kongolesischen Gewässern befunden, was Uganda wiederum bestreitet. Objekt des Streits ist die kleine Insel Rukwanzi mitten im Albertsee, die zwischen Kongo und Uganda geteilt ist und von Heritage Oil als Basis für ugandische Ölprospektion unter dem Seeboden benutzt wird. Erst am 29. Juli hatte Kongos Armee dort vier ugandische Soldaten gefangen genommen; vor zwei Tagen kamen diese wieder frei.

Der Albertsee trennt den wenig entwickelten Westen Ugandas vom ostkongolesischen Distrikt Ituri, in den letzten Jahren Schauplatz blutiger Konflikte. Auf beiden Seiten der Grenze werden gigantische Ölvorkommen vermutet. Der Mangel an Infrastruktur im Kongo bedeutet, dass Prospektion und eventuelle Förderung sämtlich von Uganda aus erfolgen müssten. Der Großteil des Öls liegt unter dem Albertsee, der somit zum Zankapfel zwischen zwei Ländern wird, die schon mehrmals gegeneinander Krieg führten. Uganda hat im Kongo wegen illegalen Handelns mit Gold und Tropenholz einen schlechten Ruf.

Die britische Firma Heritage Oil, die als Erste in den 90er-Jahren in Uganda aktiv wurde, gehört dem britischen Geschäftsmann Tony Buckingham, der früher Söldnerarmeen in Afrika organisierte. 2002 erhielt Heritage ein riesiges Prospektionsgebiet im Kongo. Im Juni 2006, kurz vor Kongos Wahlen, wurde dieser Vertrag bestätigt, wenn auch für ein verkleinertes Gebiet; Heritage ging dabei ein Joint Venture mit der irischen Tullow Oil und der staatlichen kongolesischen Cohydro ein.

In Uganda, anders als im Kongo, hat die Ölsuche längst begonnen. Heritage und Tullow teilen sich die zwei lukrativsten Blöcke 1 und 3 A, jeweils an der Nord- und Südspitze des Albertsees. In Block 3 A liegt die wichtigste Förderstation Kingfisher, Ausgangspunkt der jetzt umstrittenen Suchaktivitäten. Block 2, der den Großteil des ugandischen Ufers vom Albertsee umfasst, wird von Tullow allein betrieben. Alle Blöcke zusammen haben bei Testbohrungen Fördermengen von rund 26.000 Barrel pro Tag ergeben. Die Gesamtreserven werden auf knapp 1 Milliarden Barrel geschätzt, was Uganda zu einer der größten Ölnationen Afrikas machen würde.

Reguläre Ölförderung in Uganda ist für 2009 geplant. Den Großteil will Uganda exportieren, über eine von Libyen zu bauende Pipeline nach Kenia. Später will Uganda die Pipeline in der anderen Richtung nach Ruanda und in den Kongo verlängern.

Die Aussicht auf fette Öleinnahmen und den Aufstieg Ugandas zum Ölversorger der gesamten Region sorgt auch in Uganda selbst für Spannungen. So erwägt Präsident Yoweri Museveni, der das Land seit 1986 regiert, nun entgegen bisherigen Versprechungen eine vierte gewählte Amtszeit ab 2011. Das westugandische traditionelle Königreich Bunyoro, in dessen Gebiet die Ölkonzessionen liegen, fordert ein Zehntel der Öleinnahmen. Viehhirten aus anderen Teilen Ugandas sind mit ihren Herden in die Ölgebiete eingewandert, damit sie beim eventuellen Ankauf von Land durch Ölfirmen abkassieren können.

Nun kommt eine regionale Krise dazu. Uganda ist auf Kongo ohnehin nicht gut zu sprechen, weil sich dort der berüchtigte ugandische Rebellenführer Joseph Kony verschanzt hat. Nach der Schießerei auf dem See zogen Uganda und Kongo an der Grenze Truppen zusammen; zugleich gab es Krisentreffen. Heritage kündigte am Dienstag an, die Bohrungen in Block 3 A würden "unverzüglich wiederaufgenommen", man lasse sich aber von Ugandas Armee schützen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.