Wolfsburg gegen Bielefeld: Magaths langer Weg

"Es wird dauern, bis wir Stabilität gefunden haben": Felix Magaths VfL Wolfsburg ist bis zum Beweis des Gegenteils nicht bundesligatauglich.

Geht entspannt seinen Weg: Felix Magath Bild: ap

WOLFSBURG taz Felix Magath gedenkt bekanntlich, mit dem VfL Wolfsburg einen langen, langen Weg zu gehen. Jedenfalls sagt er das immer wieder. So gesehen kann ein 1:3 gegen Arminia Bielefeld im ersten Bundesligaspiel des neuen Trainers, Sportdirektors und Geschäftsführers der VfL Fußball GmbH allenfalls ein Mikroereignis gewesen sein. Etwas, das entweder bald vergessen sein wird oder die Nachgeborenen einst an die herkulische Größe der Aufgabe erinnern wird, die Magath zu bewältigen hatte.

Zunächst aber muss man dieses erste Spiel der neuen Saison als mittelschweren Schock für das Unternehmen verbuchen: Zumindest jene VfL-Mannschaft, die Magath am vergangenen Samstag testete, war nicht bundesligatauglich. Magath wirkte danach fast heiter. Im Gegensatz zum Bielefelder Kollegen Ernst Middendorp sah man ihm das Spiel nicht an, als er betont entspannt die Umbruchsituation erläuterte und einräumte, dass das neu formierte Team "hypernervös" agiert und "zu viele Fehler" gemacht hatte. Er nannte speziell die kurzfristig neu aufgestellte Innenverteidigung Madlung/Möhrle sowie den links davon agierenden Neuzugang Marcel Schäfer, der "völlig daneben" gewesen sei.

Wer eine neue Mannschaft aufbaut, braucht schnell eine funktionierende Defensive. Magath hatte nach dem Kreuzbandriss des portugiesischen Innenverteidigers und neuen Abwehrchefs Ricardo Costa das Problem erkannt und das Team defensiver ausgerichtet, das heißt mit Marcelinho als zweiter Spitze. Das hatte die Abwehr aber nicht gestärkt, weil als eine Folge das Aufbauspiel des VfL nicht funktionierte, und das Team komplett aus der Balance war.

Mijatovic vor Marcelinho Bild: ap

Arminia Bielefeld dagegen ist eine qualitativ begrenzte, aber erkennbar eingespielte und personell kaum veränderte Mannschaft, die da weitermachte, wo sie Ende der vergangenen Saison aufgehört hatte, als Ernst Middendorp das Team überraschend zum Klassenerhalt führte. "Wenn sich eine Mannschaft neu zu finden hat", sagte Middendorp, "geht es darum, Unruhe zu provozieren. Das haben wir gemacht." Dann habe man gemerkt: "Hoppla, da geht mehr, als man vielleicht gedacht hat." Auch wenn es bei den Bielefeldern keiner noch offener zugeben wollte: Das spricht sehr dafür, dass die Wolfsburger deutlich schwächer waren, als Ernst Middendorp sie erwartet hatte.

Wie häufig war Jörg Böhme dafür zuständig, die Kreativzulagen einzubringen, die die Stürmer Wichniarek (38. Minute, 0:1) und Eigler (51., 0:2) in Eins-zu-eins-Situationen gegen Möhrle und Madlung in Treffer umwandelten. Der dritte Treffer fiel durch den eingewechselten Kirch (80.), als auch noch die rechte Abwehrseite des VfL ausgefallen war. Zukunftsoptimismus verspricht immerhin der spät eingewechselte bosnische Stürmer Dzeko, der Radus 1:3 (84.) auflegte.

Es könne "durchaus noch eine Zeit dauern, bis wir Stabilität gefunden haben", sagte Magath. Das scheint eine realistische Einschätzung zu sein. Klar ist: Die nächsten Wochen werden spannend. Man darf nicht vergessen, dass er nicht nur die Mannschaft am Hals hat. Als Sportdirektor hat er angefangen, den ganzen Klub zu verändern, auch personell, um klarzumachen, dass Fortschritt nur durch grundsätzliche Veränderungen möglich ist, die über den Kader hinausgehen - und dass in der Vergangenheit nicht immer nur der Trainer schuld gewesen sein kann. Aber wer ein Unternehmen verändert und in der Folge Abwehrhaltungen und Ängste erzeugt, dem helfen schnelle sportliche Erfolge, um zu demonstrieren, dass der weite Weg sich lohnt.

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