Sachsen: Hetzjagd auf Inder

Bei einem Stadtfest in Mügeln wurden acht Inder von deutschen Jugendlichen attackiert und verletzt. Ein fremdenfeindlicher Hintergrund wird immer wahrscheinlicher.

Eines der indischen Opfer, Singh Gorvinda (rechts), und sein Dolmetscher sprechen mit der Presse. Bild: dpa

MÜGELN dpa/afp/taz Bei der Hetzjagd auf eine Gruppe von Indern beim Stadtfest im sächsischen Mügeln sind nach Polizeiangaben auch ausländerfeindliche Parolen gerufen worden. Zeugen hätten berichtet, dass die Verfolger "Ausländer raus" und "hier regiert der nationale Widerstand" gerufen hätten, sagte eine Sprecherin der Polizeidirektion Westsachsen am Montag. Von den angegriffenen Indern liegt einer noch im Krankenhaus. Alle anderen Verletzten konnten mittlerweile wieder entlassen werden. Nach Angaben der Polizeisprecherin hatten drei der verfolgten Inder, zwei Deutsche und zwei Polizisten leichte bis schwere Verletzungen erlitten. Dazu kämen noch etliche weitere Betroffene mit Schnittverletzungen.

Wie die Polizeisprecherin weiter sagte, versucht eine neunköpfige Ermittlungsgruppe, den genauen Ablauf der Auseinandersetzung zwischen den etwa 50 Deutschen und acht Indern während des Stadtfestes in Mügeln in der Nacht zum Sonntag zu rekonstruieren. Bislang sei es aber wegen der großen Anzahl der Beteiligten nicht gelungen, unter den Besuchern des Stadtfestes den Kreis der Verdächtigen einzugrenzen. Es handle sich aber um mindestens fünfzehn. Zwei Männer im Alter von 21 und 23 Jahren seien am Sonntag vorläufig festgenommen worden. Gegen sie bestehe zwar weiter ein dringender Tatverdacht, sie befinden sich aber wieder auf freiem Fuß.

Bei dem Übergriff hatte die Gruppe Deutscher die Inder vom Festgelände bis in eine Pizzeria verfolgt. Dort schlugen die Verfolger Scheiben ein und beschädigten das Auto des Pizzeria-Besitzers. Mügelns Bürgermeister Gotthard Deuse sagte dem Sender N24, schon im Vorfeld des Stadtfests sei "angedeutet" worden, dass es Probleme geben könnte. "Ich habe das auch der Polizei rechtzeitig mitgeteilt. Die waren informiert, und ich denke, sie haben dann diese Sache auch ordnungsgemäß bearbeitet." In dem Ort selbst mit seinen 5000 Einwohnern seien ihm keine organisierten Rechtsradikalen bekannt.

69 Polizisten seien im Einsatz gewesen, zwei von ihnen wurden verletzt. Von den Angreifern wurden vier verletzt. Nach Angaben des Leiters des Direktionsbüros bei der Polizei Westsachsen, Reinhard Böttcher, habe es neben den deutschen Angreifern auch "eine ganze Zahl" Schaulustiger gegeben. Ob die Schaulustigen zustimmend applaudiert "oder einfach nicht eingegriffen" haben, ist noch immer ungeklärt. "Fakt ist: Der Alkohol hat um diese Zeit eine Rolle gespielt - und außerdem war plötzlich mal was los", sagte Böttcher am Sonntag.

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