Veronica Ferres: Auf in den Diven-Olymp

Der TV-Herbst gehört ganz ihr: "Die Frau vom Checkpoint Charlie" feiert Premiere - die ARD ist außer Rand und Band. Und auf einmal heißt sie: "die" Ferres.

Achtung - "die" Ferres! Bild: dpa

Sie selbst ist sehr bewegt von sich. Veronica Ferres auf dem roten Teppich, Blitzlichtgewitter, lauter Schöne und Wichtige. Sogar Ex-Außenminister Genscher. Und sie mittendrin. Die Allerschönste und Wichtigste. Veronica Ferres. Die Vroni. Die, wie wir schon am Sonntag im ARD-Kulturmagazin "Titel, Thesen, Temperamente" lernen durften, neuerdings "die Ferres" heißt.

Der bestimmte Artikel gilt bekanntlich als Ticket in den Diven-Olymp. Die Dietrich, die Garbo, die Knef. Wer da hin will, tut gut daran, sich in seinen Filmen übel zu verunstalten: Entweder schön oder talentiert - beides ist nicht drin. Und in "Die Frau vom Checkpoint Charlie" ist die Ferres, das muss man neidlos eingestehen, grotesk hässlich.

Im "Fernseh-Event des Herbstes" (ARD-Programmdirektor Günter Struve) zeigt sie sich stellenweise mit millimeterkurz geschorenem Haar, ausgedörrten Lippen und mausgrauer Haut. Am Premiereabend hat sie dann aber wieder ihr Diadermine-Gesicht aufgesetzt (für diese Creme wirbt die Ferres nämlich), wird von Huldigung umwabert und kennt nach dem Drei(!)stundenfilm nur eins: sich. Die überragenden Kinderstars des Films um eine junge Mutter, die nach missglückter Republikflucht ihre beiden Töchter in der DDR zurücklassen muss, werden auf offener Bühne abgedrängt.

Und wie bewegt die Ferres ist! Schon bei den Dreharbeiten hat sie so gelitten, dass sie, übermannt von der eigenen schauspielerischen Leistung, in Ohnmacht fiel. Über so etwas berichten heutzutage nämlich ARD-Kulturmagazine. Wie brisant!

Mittlerweile hat sich die Diva aus Solingen glücklichweise wieder voll im Griff. Und eine ganze Menge zu sagen. Zum wiederholten Male gesteht sie, dass sie die Rolle anfangs gar nicht haben wollte: Eine ostdeutsche Schauspielerin sollte es machen. Doch dann habe die ARD sie davon überzeugt, "dass man kein Mundartstück machen wollte, sondern die Geschichte dieses totalitären Staates, der Ex-DDR, erzählen". Da war sie wieder, die kleine, feine westdeutsche Arroganz. Auch die der ARD. Und dann gabs Schnittchen.

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