Karikaturenstreit: Muslime distanzieren sich von Kopfgeld

Die Organisation säkularer Muslime in Schweden verurteilt den Mordaufruf gegen den Karikaturisten Lars Vilks. Der Künstler gibt sich entspannt.

Beim schwedischen Fernsehen ist Vilks noch bewacht - zu Hause muss er sich mit der Bärenfalle behelfen. Bild: reuters

STOCKHOLM taz Mehrere muslimische Organisationen haben sich deutlich von den Todesdrohungen distanziert, die eine angebliche "irakische al-Qaida" wegen einiger "Mohammedhund-Zeichnungen" des schwedischen Künstlers Lars Vilks ausgesprochen hat. Nachdem sich die "Säkularen Muslime in Schweden" bereits am Wochenende gegen jegliche Gewalt oder deren Androhung gewandt hatten, meldete sich am Montag unter anderem der "Europäische Fatwa-Rat" (EFCR) zu Wort und kündigte für seine in 20 europäischen Ländern aktiven Mitgliedsorganisationen eine gemeinsame Stellungnahme an.

Man werde eine eigene Fatwa gegen die Auslobung von Kopfgeld für die Tötung von Vilks aussprechen, erklärte EFCR-Generalsekretär Hussein Mohammed Halawa gegenüber dem schwedischen Rundfunk. Gleichzeitig würden alle entsprechenden Drohungen als "haram" (verboten) erklärt werden.

"Wir sind nicht damit einverstanden, was diese al-Qaida gesagt hat", meinte Halawa. "Niemand sollte wegen so einer Sache getötet werden. Solche Drohungen haben nichts mit dem Islam gemein."

Jan Hjärpe, Professor für Islamwissenschaft an der Universität Lund, misst der Stellungnahme des EFCR große Bedeutung zu: "Dieser Rat mit seinem Vorsitzenden Yusuf al-Qaradawi steht islamistischen Organisationen recht nahe. Wenn gerade er sich von extremen und gewaltbereiten Gruppen distanziert, ist das sehr wichtig."

Noch beim Streit um die Karikaturen in der der dänischen Tageszeitung Jyllands-Posten im vergangenen Frühjahr hatte der Ägypter al-Qaradawi, der als einer der einflussreichsten islamischen Rechtsgelehrten gilt, zu Protestaktionen und einem Boykott dänischer Produkte aufgerufen.

Im Übrigen bewertet Hjärpe das auf Vilks ausgesetzte Kopfgeld als einen "Teil der islamistischen Propaganda, um antiwestliche Stimmung zu machen". "Diese Drohung ist nicht unbedingt real gemeint. Schließlich lebt ja auch der Schriftsteller Salman Rushdie trotz aller Drohungen noch."

Auch der schwedische Terrorexperte Magnus Ranstorp sieht weniger eine direkte Gefahr hinter der Erklärung der "irakischen al-Qaida" als die Möglichkeit, dass sich Personen tatsächlich zu einer Gewalthandlung veranlasst sehen könnten, weil sie eine vermeintliche Kränkung des Islam sehen. "So etwas Ähnliches passierte ja auch beim Mord an dem niederländischen Filmregisseur Theo van Gogh."

Der in einem einsamen Haus auf dem Land lebende Lars Vilks steht nun unter Polizeischutz und gibt sich angesichts von Morddrohungen und des ausgesetzten Kopfgeldes immer noch relativ entspannt: "Ich habe noch eine alte Bärenfalle im Schuppen. Die werde ich jetzt wohl aufstellen."

REINHARD WOLFF

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