Alternativer Nobelpreis: David gegen Gentech-Goliath

Der Alternative Nobelpreis geht unter anderem an das kanadische Farmerpaar Schmeiser. Die beiden kämpfen gegen Monsanto und die "perverse Auslegung des Patentrechts".

Percy Schmeiser beim Obersten Gerichtshof in Kanada. Bild: ap

BERLIN taz Auf seiner Webseite bezeichnet Percy Schmeiser seinen Kampf gegen den US-amerikanischen Gentechnikkonzern Monsanto als den "klassischen Aufstand Davids gegen Goliath". Ob der 76-jährige Kanadier und seine gleichaltrige Frau Louise den übermächtigen Gegner tatsächlich schlagen können, ist ungewiss. Aber dafür, dass sie es versuchen, hat ihnen die Stiftung Right Livelihood Award am Dienstag den Alternativen Nobelpreis verliehen. Das Paar werde "für seinen Mut bei der Verteidigung der Artenvielfalt ausgezeichnet", heißt es in der Begründung der Jury. Zudem habe es die "derzeitig ökologisch und moralisch perverse Auslegung des Patentrechts in Frage gestellt".

Der Alternative Nobelpreis wird seit 1980 vergeben. Damals hatte der deutsch-schwedische Publizist Jakob von Uexküll angeregt, auch Nobelpreise für Umwelt, Nachhaltigkeit und Menschenrechte auszuschreiben. Weil die Stockholmer Nobelstiftung selbst aber keine neuen Preise zulässt, gründete er eine eigene Stiftung, bei der jeder Mensch das Recht hat, Kandidaten für den Right Livelihood Award zu nominieren.

Zu weltweiten Symbolfiguren sind Percy und Louise Schmeiser "nur zufällig geworden", sagen sie. Beide stammen aus konservativen Farmerfamilien und bewirtschafteten über Jahrzehnte ihre eigene Farm in der kanadischen Provinz Saskatchewan mit selbst gezüchtetem Saatgut. 1998 erhielten sie einen Brief von Monsanto, in dem der Biotechkonzern ihnen vorwarf, patentiertes Monsanto-Saatgut ohne Lizenz angebaut zu haben - und dafür insgesamt 400.000 US-Dollar verlangte.

Gemeinsam gegen den Multi: Louise Schmeiser und Gatte. Bild: reuters

Tatsächlich fanden sich auf den Feldern des Ehepaars Rapspflanzen mit dem Monsanto-Gen. Die Pollen waren dorthin geweht worden. Fallen lassen wollte der Konzern seine Forderung jedoch nur, wenn die Schmeisers sich verpflichteten, künftig Monsanto-Saatgut zu verwenden. Die Farmer zogen vor Gericht. In ihrer Klage stellten sie das Patent des Konzerns grundsätzlich in Frage und beriefen sich dabei auf das kanadische Patentgesetz, nach dem Tiere und Pflanzen nicht patentiert werden dürfen.

2004 gaben die Richter jedoch dem Konzern Recht. Das Patent beziehe sich nur auf die eingeschleusten Gene, sagten sie. Da diese aber in der ganzen Pflanze vorkämen, falle diese auch unter den Patentschutz.

An Monsanto zahlen musste das Ehepaar Schmeiser nicht. Es habe nicht von dem patentierten Saatgut profitiert, stellte das Gericht fest. Tatsächlich war das jedoch ein Euphemismus. Denn die gentechnisch veränderten Samen hatten das eigene Saatgut der Schmeisers kontaminiert und damit die Arbeit von Jahrzehnten zerstört. Auch als die Farmer ihr Programm umstellten und statt Raps nun Weizen, Bohnen und Hafer anbauten, fanden sie immer wieder Monsanto-Raps auf ihren Äckern. Sie forderten den Konzern auf, die Pflanzen zu entfernen. Monsanto stimmte zu - unter der Bedingung, dass die Schmeisers eine Erklärung abgaben, dass sie nie wieder vor Gericht ziehen würden. Daraufhin ließen diese den Raps selbst ausgraben und sandten Monsanto eine Rechnung über 600 US-Dollar. Als das Unternehmen nicht zahlte, reichten sie Klage ein. Das Urteil wird für Januar 2008 erwartet.

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