Boykott beim Rechtsextremen-Kongress: Frostiges Klima für die Republikaner

Vor der Rheingoldhalle protestieren 2.000 Gegendemonstranten, während die Rechtsextremen drinnen auf Bewirtung und Heizung verzichten müssen.

Auch bei diesem Kongress packten die Rechten ihre ewig gleichen Parolen aus. Bild: dpa

MAINZ taz Viel überalterter Mittelstand, Handwerker, einige Bierbäuche und Veteranen, dazwischen smart gegelte junge Männer mit akkurat rasierten Bärten und überraschend viele Frauen: Sie alle saßen am Samstag in der Mainzer Rheingoldhalle im abgedunkelten Saal. Gemütlich hatten es die rund 700 Delegierten beim Europa-Kongress der Republikaner nicht gerade. Die Betreibergesellschaft CCM, die im Vorfeld keine juristische Chance gesehen hatte, den Rechtsextremen den städtischen Veranstaltungsort zu verweigern, machte ihnen das Tagen schwer. Die Klimaanlage stand auf kalt, das Restaurant war geschlossen. Für die Verdunklung sorgte eine Auflage der Polizei: Kein Blickkontakt zum Jockel-Fuchs-Platz vor der Halle.

Dort, im strahlenden Sonnenschein, sicherten mehrere Hundertschaften Polizei den Abstand zwischen den Kongressteilnehmern hinter der Glasfront und der Protestdemonstration, zu der über 2.000 Menschen gekommen waren.

Der fröstelnden Versammlung heizten rechte Gastredner aus dem benachbarten Ausland ein, allen voran der Vorsitzende der österreichischen FPÖ, Heinz Christian Strache. Das "Europa der Vaterländer" gelte es gegen eine islamistische Unterwanderung zu verteidigen. Denn der Islamismus sei der "Faschismus des 21. Jahrhunderts", so Strache. "Moscheen und Minarette, die wie Schwammerln in Europa aus dem Boden schießen, die passen nicht in unsere Landschaft."

Sein belgischer Gesinnungsfreund Filip Dewinter, Vorsitzender des rechtsextremen Vlaams Belang, sah die Kinderzahl muslimischer Familien als "furchterregende Waffe des Islam". In seiner auf Deutsch gehaltene Rede wetterte er gegen die "multikulturelle Gesellschaft" und den "Einwanderungs-Tsunami". Der Islam müsse dahin zurückgedrängt werden, "wo er hingehört, auf die andere Seite des Mittelmeers".

Die Delegierten bejubelten Dewinters von Fahnenschwenkern begleiteten Abgang stehend. In den Pausen schrammelte eine Combo Schlager der sechziger Jahre. Im Foyer verzichteten die Republikaner auf die Einhaltung des Rauchverbots, linsten durch die Scheiben zu ihren Gegnern und mäkelten am Auftritt ihres Gasts Strache herum. Der hatte seine vaterländische Rede in Jeans gehalten und gab zum Abschied Autogramme.

Mehr als 20 Organisationen, Parteien und die Kirchen hatten zu der Gegenveranstaltung aufgerufen. Junge Autonome und Antifaschisten führten den Zug durch die Innenstadt an. Sie verzichteten auf Scharmützel mit der Polizei. Als Hauptrednerin trat Grünen-Chefin Claudia Roth auf. Sie geißelte die Repulikaner als "eine Ansammlung von Holocaustleugnern und Vorbestraften", gegen die die Verfassung geschützt werden müsse.

Manfred Monje, Betriebsratsvorsitzender im benachbarten Hilton-Hotel, sprach als "Staatsbürger und Mainzer". Ihm und seinen Kollegen war es zu verdanken, dass den Republikanern die Bewirtung verweigert wurde. Kein Catering-Unternehmen mochte den Auftrag übernehmen. Ausländerfeindliche Gäste zu bedienen, so Monje, sei den Service-Kräften nicht zuzumuten gewesen: "Wir haben die Brötchen und die Suppe für diesen Kongress gestoppt. Nicht mehr, aber auch nicht weniger."

Drinnen, Eingang durch die Tiefgarage, reagierte die Republikaner-Fraktion des Mainzer Stadtrates betroffen. Auch ihre Delegierten seien schließlich internationale Gäste mit Anspruch auf Frühstück und Abendessen. Die Partei musste ihr Problem selbst lösen: Weiche Käsebrötchen und Brezeln, Wasser und Kaffee aus Wärmekannen.

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