Kölner Moscheen: Wollen die nur beten?

Neuer Moscheestreit in Köln: Im Stadtteil Mülheim darf nicht gebaut werden - wegen eines bösen Verdachts.

Solidaritätsveranstaltung in der Kölner Keupstrasse nach einem Bombenattentat im Jahr 2004. Drei Jahre später zeigt sich: Eine neue Moschee wäre dann doch nicht recht. Bild: ap

Berlin, München, Köln - es ist überall die gleiche Geschichte. Sobald islamische Gemeinden eine Moschee bauen wollen, formieren sich Kritiker. Vor allem der geplante Moscheebau in Köln sorgt seit einiger Zeit bundesweit für Schlagzeilen. Denn hier soll die größte Moschee Deutschlands stehen. Was bei der hitzigen Debatte übersehen wird, ist ein zweiter Moscheestreit in der Domstadt.

Auch auf der rechten Rheinseite in Köln-Mülheim wird gestritten. Hier wollen die islamischen Vereine "Zentrum kultureller Begegnungen" und die "Ömer ul Faruk Camii" eine neue Moschee errichten. Die bisher genutzten Räume in der Keupstraße sind zu klein, die Gläubigen müssen während des Ramadans auf dem Boden essen, der Nachhilfeunterricht findet in der Garage statt. Die Vereine kauften hinter einer Brauerei ein neues Gelände. Anders als in Köln-Ehrenfeld planen die Mülheimer Muslime aber keinen repräsentativen Bau. Keine Kuppel und keine Minarette sollen hier in den Himmel ragen, kein Muezzin soll die Anwohner stören. "Wir werden niemandem auffallen", versichert Vereinsmitglied Sükrü Alparslan und schiebt hinterher: "Von der Straße aus wird uns keiner sehen."

Es gibt ein Grundstück und einen Träger, trotzdem darf das islamische Gotteshaus nicht gebaut werden. Denn um die Nutzung und die dazu notwendigen Umbauten in Angriff nehmen zu können, muss die Bezirksvertretung einer Änderung des Bebauungsplans zustimmen. Diese zögert aber, weil den Vereinen eine Nähe zu der islamischen Organisation Milli Görüs nachgesagt wird, der die momentan genutzten Räume in der Keupstraße gehören. "Wir sind deren Mieter", räumt Alparslan ein, "aber sonst haben wir mit denen nichts zu tun". Die "islamische Gemeinschaft Milli Görüs" (IGMG) ist die größte islamische Organisation in Deutschland und steht unter dem Verdacht, antisemitische Schriften zu verbreiten. Nordrhein-westfälische Verfassungsschützer schreiben in ihrem Jahresbericht 2005, dass Funktionäre der IGMG sich zwar von antisemitischen Verschwörungstheorien distanzieren, "bei einer Durchsuchung einer IGMG-Moschee in München aber noch solche Bücher und Schriften sichergestellt wurden". Inhalte, von denen sich die Mülheimer distanzieren. Sie beteuern ihre Toleranz und Weltoffenheit. Tatsache ist, dass bisher keine ideologischen Verbindungen der Mülheimer Gemeinde zu Milli Görüs nachgewiesen werden konnten. Tatsache ist aber auch, dass ein bloßer Verdacht für die Stadt ausreichend sein kann, um die nötige Änderung des Bebauungsplans zu stoppen. "Es gibt keinen Anspruch auf Änderung eines Bebauungsplans", sagt Bernd Streitberger, Kölns Stadtentwicklungsdezernent. "Die Gründe für eine Entscheidung müssen nicht offengelegt werden". Streitberger räumt ein, dass wegen des Verdachts die Akzeptanz für eine Änderung des Bebauungsplans sehr gering sei.

"Wir dürfen so nicht mit Religionsgemeinschaften umgehen", kritisiert Marlis Bredehorst (Grüne), Dezernentin für Integration. "Es scheint eine Nachwirkung aus der Nazizeit zu sein, dass alles gleichgeschaltet sein soll. Viele können sich nicht vorstellen, dass Muslime gleichberechtigte Bürger sein können", sagt Bredehorst der taz. Die Mülheimer Gemeindemitglieder fühlen sich "verarscht". "Wir verfolgen keine politischen oder ideologischen Ziele", versichert Alparslan. Es ärgert ihn, dass er als Bittsteller auftreten muss und nur auf Hinterhöfen geduldet wird. "Dabei wollen wir nur beten".

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