Feinstaubschutz: Rußpartikelfilter durchgefallen

Nicht alle Dieselfilter filtern genug Feinstaub aus Abgasen, sagen Umweltschützer schon lange. Das Kraftfahrtbundesamt hat nun fünf Systemen die Betriebserlaubnis entzogen.

Keine neue Erkenntnis: Billigfilter bringen nicht viel. Bild: dpa

Ulrike P. hatte es sich so schön ausgerechnet: Als die Bundesregierung im März beschloss, die Nachrüstung von Dieselfahrzeugen mit einem Rußpartikelfilter steuerlich zu fördern, fuhr sie in die Werkstatt. 515 Euro kostete der dort empfohlene GAT Eurokat-Filter für ihren Opel Corsa DI 1,3, weitere 85 Euro der Einbau. "Wenn ich den staatlichen Zuschuss und die Wertsteigerung dagegen rechne, kam ich auf ein Plus von 392,40 Euro", sagt Ulrike P. Eine feine Sache - wenn es dabei bleibt. Denn das Kraftfahrtbundesamt (KBA) hat jetzt die Betriebserlaubnis für fünf Filtersysteme der Firma GAT widerrufen. Sie dürfen nicht mehr eingebaut werden. "Was mach ich jetzt?", fragt Ulrike P.

Dieses Problem haben auch andere: Bis zu 60.000 Autofahrer haben ihre Diesel bislang mit den beanstandeten GAT-Filtern ausrüsten lassen, die zu den billigsten auf dem Markt gehören. Warum das KBA die Zulassung zurückgenommen hat, war dort am Montag nicht zu erfahren. Die Firma GAT hat eine Erklärung veröffentlicht, nach der sie die Zulassung selbst zurückgegeben hat. "Die Beantragung der Allgemeinen Betriebserlaubnis" sei "mit einem Formfehler behaftet" gewesen.

Bei der Deutschen Umwelthilfe (DUH) hält man das allerdings für einen Verschleierungsversuch. Geschäftsführer Jürgen Resch erklärte, die Filter hätten nur eine "mangelhafte Wirkung". Und: Die aktuell verkauften Modelle stimmten nicht mehr mit denen überein, die für die Zulassung geprüft worden waren. Für die Zulassung beim Kraftfahrtbundesamt reicht das Gutachten eines zertifizierten Instituts, das der Antragsteller mit einreicht. Weitere Prüfungen gibt es nicht.

Die Kritik an den Billigfiltern ist nicht neu. Schon im Juli hatte der TÜV Hessen festgestellt, dass die Firma GAT die Filter verändert hatte, um Motorprobleme zu verhindern. Der Autohersteller Opel hatte daraufhin seine Vertragshändler vor dem Einbau von GAT-Filtern gewarnt.

Andere Autobauer haben selbst getestet, wie wirksam verschiedene Filter sind. VW kam zu dem Ergebnis, dass nur der Emitec-Filter auch nach längerem Gebrauch noch die für die steuerliche Förderung notwendigen 30 Prozent der Rußpartikel abscheiden konnte. Filter von GAT, Bosal und eine dritte Firma fielen durch. "Die Ergebnisse sind bei inzwischen sieben Tests immer die gleichen", sagte Resch. "Die Filter von GAT und Bosal schaffen die Werte nicht." Er rät, sich beim Kauf eines Rußfilters an die Empfehlungen der Autohersteller zu halten. Die kritisierten Hersteller verwahren sich dagegen: Das TÜV-Gutachten sei mit "massiven Prüf- und Messfehlern behaftet", heißt es bei Bosal. Für die Vergleichstests der Autobauer gebe es keinen Maßstab.

"Die Systeme müssen besser kontrolliert werden", fordert die DUH von der Bundesregierung. Dazu gehörten unabhängige Prüfungen bei der Zulassung und regelmäßige Kontrollen bei der normalen Abgasuntersuchung. Die vom KBA beanstandeten GAT-Filter müssten zurückgerufen werden.

Ulrike P. kann es sich nun aussuchen: Solange die Regierung keine Konsequenzen zieht, kann sie weiter mit dem GAT-Filter herumfahren. Für bereits eingebaute Teile erlischt die Betriebserlaubnis nicht. Die DUH rät aber, das System gegen ein wirksameres auszutauschen. Dabei darf sie auf Kulanz hoffen: Viele Werkstätten erstatten die Kosten für den Ausbau des GAT-Filters.

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