Krach schlagen gegen rechts

Linke Gruppen und ein breites Bürgerbündnis rufen am Samstag zu lautstarkem Protest gegen Rechtsextreme auf. Die wollen in Neukölln für ein nationales Jugendzentrum demonstrieren

Freitag: Um 19 Uhr beginnt am U-Bahnhof Zwickauer Damm die Auftaktdemonstration der Initiative „Antifa-Event gegen Nazi-Advent! Naziaufmarsch sabotieren!“

Samstag: Um 10.30 Uhr startet an der Kreuzung Sterndamm/Großberliner Damm in Treptow die Demonstration der „Antifaschistischen Initiative 1. Dezember“.

Ab 10.30 Uhr findet in der Neuköllner Straße/Großziehtener Chaussee die Großkundgebung des Bündnisses für Demokratie und Toleranz Treptow-Köpenick und des Aktionsbündnisses Rudow statt.

In der Gutschmidtstraße veranstaltet die sozialistische Jugendorganisation Falken ab 11 Uhr eine Kundgebung vor der Bibliothek.

VON KATHLEEN FIETZ

Mit zwei Demonstrationen und einer Großkundgebung wollen antifaschistische Initiativen und ein breites Bündnis von Bürgerinitiativen am Samstag gegen einen Nazi-Aufzug mobilmachen. Schon seit fünf Jahren demonstrieren Neonazis immer im Dezember für ein nationales Jugendzentrum. Anders als in den Vorjahren marschieren sie diesmal nicht in Treptow-Köpenick, sondern in Neukölln auf. Auftaktort ist der U-Bahnhof Rudow, von dort geht es wahrscheinlich ab 11 Uhr nach Britz-Süd.

Neu ist nicht nur die Route: Der Aufmarsch habe eine neue Dimension erreicht, so Bianca Klose, Leiterin der mobilen Beratung gegen Rechtsextremismus. „Die Demonstration wird erstmals von der NPD und deren Jugendorganisation unterstützt“, erklärt Klose. Sie rechne damit, dass Neonazis aus Sachsen, Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Thüringen angereist kommen.

Die Aktionen gegen Rechtsextremismus beginnen bereits am Freitagabend. Um 19 Uhr startet eine Demonstration am U-Bahnhof Zwickauer Damm. Dazu hat das Bündnis „Antifa-Event gegen Nazi-Advent! Naziaufmarsch sabotieren!“ aufgerufen. „Wir wollen auf die Nazistrukturen in Rudow aufmerksam machen. Das wird hier zur Angstzone für Leute, die nicht ins Weltbild der Nazis passen“, sagt Peter Gamben, ein Sprecher der Initiative.

Am Samstag will ein breites Bündnis mit einer Großkundgebung am U-Bahnhof Rudow den Aufmarsch der Neonazis verhindern. „Wir wollen keine sture Gegendemo, sondern ein lautes buntes Fest, damit die Nazis mit ihren dumpfen Parolen kein Gehör finden“, sagt Hans Erxleben, Sprecher des „Bündnisses für Demokratie und Toleranz Treptow-Köpenick“. Das Bündnis hat sich wegen der Umverlegung des Nazi-Aufmarsches in diesem Jahr mit dem „Aktionsbündnis Rudow“ zusammengeschlossen. Neben einer Ska-Band und einer Samba-Gruppe will eine „Müllcombo gegen rechts“ auf alten Töpfen lärmen, um die Rechten zu übertönen. Auch Bundestagsabgeordnete wie Wolfgang Thierse (SPD) oder Gregor Gysi (Linke) haben ihr Kommen zugesagt. „Wir werden die nicht daran hindern, kurz etwas zu sagen, aber lange Reden wird es nicht geben“, kündigt Erxleben an.

Zeitgleich protestiert die „Antifaschistische Initiative 1. Dezember“ am S-Bahnhof Schöneweide, dem Auftaktort des letztjährigen Nazi-Aufmarsches. „Ich finde diese Zersplitterung nicht gut“, sagt Erxleben. „Die ziehen uns Leute ab, die wir brauchen, um den Aufmarsch zu verhindern.“ Heinrich Fink, Mitglied der Antifa-Initiative sieht das anders: „Die Rechten treiben immer ein Verwirrspiel, und es ist gut, an zwei Orten zu demonstrieren. Von Zersplitterung kann da keine Rede sein.“

Nicht nur im Gebiet rund um den U-Bahnhof Rudow traten Neonazis in den vergangenen Jahren verstärkt auf. „Die rechten Kader versuchen in ganz Rudow und Treptow-Köpenick massiv Jugendliche anzuwerben“, weiß Bianca Klose. Direkt vor dem Anton-Schmaus-Haus, einer Einrichtung der sozialistischen Jugendorganisation Falken, griffen Neonazis im Juni während einer Party Gäste an. „Seitdem beschmieren sie unseren Zaun immer wieder mit rechten Parolen. Und die NPD fordert im Internet, dass sie unser Haus übernehmen will“, erzählt ein Mitarbeiter des Hauses. Da der Neonazi-Aufmarsch in der Nähe enden soll, planen die Falken ebenfalls eine Kundgebung und laden abends zum Lagerfeuer ein.