BBC startet Al-Dschasira-Konkurrenz: Ein neues Fenster

"BBC Arabic" ist der zweite Versuch der BBC, einen arabischen TV-Sender zu etablieren - sie könnte dabei vom Ansehen ihres Radiodienstes profitieren.

Die BBC hat noch aus der Zeit vor den Satellitenschüsseln in der arabischen Welt ein gutes Ansehen, sie steht für professionelle Nachrichten. Bild: screenshot bbcarabic.com

KAIRO, taz Kann sich ein westlicher Fernsehsender zu einem arabischen Meinungsmacher entwickeln, wenn er auf Arabisch sendet? Die britische BBC will es mit ihrem arabischen Fernsehprogramm, das seit letzter Woche ausgestrahlt wird, noch mal herausfinden. Vor elf Jahren hatte die BBC bereits den Versuch eines arabischen Senders gewagt, damals in technischer Kooperation mit einer saudischen Mediengruppe. Das Projekt scheiterte schnell, da der saudische Partner Orbit keine Berichte zulassen wollte, die das saudische Königshaus kritisieren. Darauf stellte die BBC den gesamten arabischen Dienst ein.

Indirekt revolutionierte die BBC damals dennoch die arabische Medienlandschaft: Ein großer Teil der von der BBC angeworbenen Belegschaft gründete kurz darauf al-Dschasira, einen Sender, der heute mehr als 40 Millionen Zuschauer wöchentlich anzieht und dessen Einfluss schon bald bis hin in die westlichen Medien zurückstrahlen sollte.

Nun also der zweite Versuch der BBC. Auf den ersten Blick wirkt das Programm wie das anderer arabischer Satellitensender, gegen die der Sender antreten muss. Die BBC trifft auf einen lebhaften Markt, in dem es gilt, bewährten Sendern wie al-Dschasira Zuschauer abzunehmen. In der ersten Nachrichtensendung auf Arabisch machte die BBC mit einem Anschlag im Irak auf, um dann zur Berichterstattung über ein weiteres Attentat in das neu eröffnete Studio ins pakistanische Islambad zu schalten. Endgültig für eine arabische Zuschauerschaft war der dritte Beitrag gemacht, der sich mit der Frage beschäftigte, ob die Leiche des palästinensischen Attentäters Ala Abu Dhaim, der letzte Woche bei einem Anschlag auf eine jüdische Religionsschule in Jerusalem acht Israelis getötet hatte, seiner Familie zum Begräbnis übergeben wird.

Fast 33 Millionen Euro will sich die BBC das neue Projekt jährlich kosten lassen. Zwölf der BBC angegliederten Fremdsprachen-Radiosender, meist für osteuropäische Länder, waren geschlossen worden, um den arabischen Fernsehdienst zu finanzieren.

Trotzdem: "Die BBC kann nicht ernsthaft gegen einheimische etablierte Sender wie al-Dschasira oder al-Arabia konkurrieren", glaubt Awatef Abdel Rahman, Professorin für Medien und Journalistik an der Universität Kairo. "Bei Themen wie Gaza oder dem Nahostkonflikt werden die arabischen Zuschauer weiter auf al-Dschasira schalten", prophezeit sie. Am Ende bleibe die BBC für sie ein westlicher Sender und werde von den Arabern mit Vorsicht genossen werden, sagt sie.

Abdel Bari Atwan, Chefredakteur der in London erscheinenden überregionalen arabischen Tageszeitung al-Quds al-Arabi, gibt sich noch skeptischer. "Wenn man als Araber während des Irakkriegs die englische BBC eingeschaltet hat, entpuppte sie sich als ein Propagandainstrument Tony Blairs", wirft er dem öffentlich-rechtlichen britischen Sender vor.

Andere Ansätze, wie beispielsweise der amerikanische Versuch, kurz nach dem Einmarsch in den Irak mit dem US-finanzierten arabischsprachigen Fernsehsender al-Hurra (der Freie) Einfluss zu nehmen, sind gescheitert. Al-Hurras Publikum ist unbedeutend geblieben. Dennoch glaubt Journalistikprofessorin Abdel Rahman, "dass die BBC mit ihrer Professionalität für die arabischen Zuschauer ein neues Fenster öffnen kann". Die BBC hat noch aus der Zeit vor den Satellitenschüsseln in der arabischen Welt ein gutes Ansehen, sie steht für professionelle Nachrichten. Wer damals jenseits der gleichgeschalteten arabischen staatlichen Medien Nachrichten hören wollte, der stellte sein Radio auf "Izaat London" ein, den arabischen Dienst der BBC. Ein Ansehen, von dem jetzt auch das Fernsehen profitieren könnte.

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