Hundescheiße

Rückkehr des Winters

Das Ende des Winters ist am schlimmsten; erste Frühlingsandeutungen sind schon wieder verschwunden. Die Lichtzufuhr ist seit Januar deutlich erhöht worden. Nun hätte der Frühling beginnen können, doch plötzlich ist es wieder Winter geworden. Nicht ganz wirklich, nur ein paar Stunden oder Tage, aber diese Umkehr, dies Zurück in einen Winter, der keiner ist, macht einen völlig fertig; dieser plötzliche kalte Regen ist wie die Rückkehr einer Krankheit, die man meinte hinter sich gelassen zu haben.

Im letzten Jahr hatte es am 22. März geschneit. Die Zeit, die noch bleibt, bis sich der Frühling in diesem Jahr etabliert, scheint plötzlich wieder unendlich. In der Zwischenzeit haben wir geraucht, getrunken, einander Sachen erzählt und im Raucherraum des österreichischen Restaurants einen Marillenschnaps zum Abschied getrunken. Gutgelaunt Unsinn redend habe ich den Freund dann auf seinem Heimweg Richtung Chamissoplatz begleitet. Dann war da was. Ich guckte ein zweites Mal: An die Windschutzscheibe eines blauen Kleinwagens, der etwas unglücklich in einer Kurve parkte, hatte jemand Hundescheiße geschmiert. Die Scheiße befand sich knapp über, teils auch auf dem Scheibenwischer der Beifahrerseite. Ich dachte an den Konflikt hier in der Nähe, der von einem Fußballkäfig handelte, in dem Migrantenjungs gerne spielten. Deutsche Anwohner „aus der Mittelklasse“ hatten die Gerichte zur Hilfe gerufen.

Cornelius überzeugte mich, dass es ein durchgeknallter Kinderbesitzer gewesen sein muss, der mit seinem Kinderwagen hier vorbeigekommen war und aus Wut über das Auto, das seinen gewohnten Weg versperrte, so etwas gemacht hatte. DETLEF KUHLBRODT