der rechte rand
: Kalter Bruderkrieg

Der „Deutschlandpakt“ hält: In Hamburg tritt aus dem rechtsextremen Spektrum nur die „Deutsche Volksunion“ (DVU) zur Bürgerschaftswahl 2008 an. So hatten es der NPD-Bundesvorsitzende Udo Voigt 2005 und DVU-Bundeschef Gerhard Frey vereinbart. „Der Bruderkrieg ist eingestellt“, lautete damals ihre Parole. Zuneigung oder gar geschwisterliche Nähe allerdings herrscht an der Elbe nicht zwischen DVU und NPD.

„Auf der Landesliste ist kein NPD-Mitglied“, sagt Matthias Faust, den die DVU am Wochenende zu ihrem Spitzenkandidaten gekürt hat. Elf weitere Kandidaten wurden zur Bürgerschaftswahl bestimmt. Für die Bezirkswahl wolle die Partei mit drei bis zehn Bewerbern pro Wahlkreis antreten, sagt Faust. Auf szeneinterne Gerüchte über Schwierigkeiten bei der Suche nach vorzeigbaren Kandidaten geht er nicht ein. „Vernünftig und bürgernah“, sagt er stattdessen, seien die Forderungen der DVU – „nicht rückwärts gewandt, 60–70 Jahre zurück wie bei der NPD“.

Die sei in Hamburg „von den Freien Kameradschaften dominiert“, schimpft er weiter. Da klingt Verbitterung an – musste Faust doch die NPD verlassen, weil er hinter der geschassten Landeschefin Anja Zysk stand. Dabei ist seine Distanz zu den Kameradschaften geringer, als er es propagiert: Der heutige DVU-Spitzenmann, der vor seiner NPD-Mitgliedschaft auch noch Landesbeauftragter der „Republikaner“ war, steht dem Kameradschaftsführer Christian Worch durchaus nah.

Vor Monaten soll Parteichef Frey den DVU-Neuling Faust ausgewählt haben. Überhaupt geht ohne Freys Segen auch im Hamburger Verband nichts – ein Zentralismus, den Faust selbst früher kritisierte. Ohne das Geld des Millionärs Frey allerdings wäre die DVU nicht handlungsfähig: Aktuelle Zahlen offenbaren, dass beim Hamburger Landesverband die Einahmen nicht mal die Ausgaben decken – sein Vermögen soll bei 2.640,45 Euro liegen.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene Norddeutschlands