Verkauf der "Süddeutschen Zeitung": Ende der Pokerpartie

Diee Übernahme des Süddeutschen Verlags durch die Südwestdeutsche Medienholding ist genehmigt. Die anderen Blätter des Konzerns fürchten Konsequenzen.

SZ auch am Sonntag? Bei den SWMH-Blättern ist man besorgt. Bild: dpa

Ob die Süddeutsche Zeitung (SZ) demnächst auch sonntags erscheint, ist noch unklar - zumindest aber kann nun darüber entschieden werden. Nachdem am Freitagabend bekannt wurde, dass die Mehrheit des Süddeutschen Verlags, in dem die SZ erscheint, zum 29. Februar 2008 von der Südwestdeutschen Medienholding (SWMH) übernommen wird, ist damit zu rechnen, dass seit langem offene Fragen 2008 beantwortet werden. Etwa, ob eine Süddeutsche Sonntagszeitung erscheinen wird, die 2006 entwickelt worden war, oder ob das Korrespondentennetz ausgebaut wird.

Bereits Anfang Dezember hatte die SWMH die Übernahme des Verlags beim Bundeskartellamt zur Prüfung angemeldet - was darauf hinwies, dass sie den Verlag unbedingt kaufen wollte. Am Samstag nun meldeten die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten - beide gehören bereits zur SWMH - die Genehmigung der Übernahme. Das Kartellamt war für eine Stellungnahme nicht zu erreichen.

Die SWMH ist bereits jetzt Deutschlands drittgrößtes Zeitungshaus. Mit der Vollzugsmeldung endet ein monatelanger Streit um den renommierten Süddeutschen Verlag und die SZ, mit einer Auflage von 431.000 Exemplaren Deutschlands größte Abonnement-Zeitung. Unter anderem Holtzbrinck (Die Zeit, Tagesspiegel), die WAZ, DuMont (Frankfurter Rundschau) und ein Team aus einem Verleger und einer Investmentbank hatten ihr Kaufinteresse bekundet. Die SWMH hatte aber die beste Verhandlungsposition. Denn sie ist bereits seit 2002 Minderheitsgesellschafter des Süddeutschen Verlags und sicherte sich damals auch ein Vorkaufsrecht.

Überraschend ist der Zeitpunkt der Einigung. Auch viele am Verkaufsprozess Beteiligte wurden von der Vollzugsmeldung "völlig überfahren", wie aus dem Verlag verlautete. Die weiteren Verhandlungen, die zwischen Weihnachten und Neujahr stattfinden sollten, sind nun überflüssig geworden. Und auch der taz-Rückblick auf den SZ-Poker (s. "Mehr zum Thema": Rückblick aus Medienjahr 2007) - letzte Woche geschrieben - ist von der aktuellen Entwicklung überholt worden.

Der Zeitpunkt überrascht, weil sich im monatelangen Verkaufsprozess zwei große Blöcke gegenüberstanden, die sich sogar mit Klagen überzogen. Hintergrund ist die komplizierte Struktur des Süddeutschen Verlags: Er wird derzeit noch von sechs Gesellschaftern gehalten. Vier davon wollten ihre Anteile verkaufen, die anderen, darunter die SWMH, wollten das verhindern. Die Holding bot schließlich selbst um die Mehrheit mit, allerdings lag der Preis mit 470 Millionen Euro unter den Vorstellungen der verkaufswilligen Gesellschafter. Der Verkauf endete nun mit einem unerwarteten Schachzug: Der Block der vier verkaufswilligen Gesellschafterfamilien wurde aufgebrochen. Eine von ihnen - die Familie Schwingenstein - verkaufte ihre Anteile nach Brancheninformationen unabhängig von den anderen an die SWMH. Die hatte danach gemeinsam mit der Familie Friedmann, die ihre Anteile ebenfalls nicht verkaufen wollte, bereits die Mehrheit inne. Und die anderen drei verkaufswilligen Familien mussten nachgeben und ebenfalls an die SWMH verkaufen. "Nicht gerade überschwänglich vor Freude", hört man aus dem Süddeutschen Verlag.

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