Kosovo-Serben wollen EU boykottieren

Friedliche Proteste in den serbischen Gebieten. 30 Verletzte in Belgrad. Thaci des Hochverrats angeklagt

Serbische Kosovaren sollen den EU-Polizisten keine Zimmer mehr vermieten

MITROVICA/BELGRAD taz/rtr/ap ■ Mehrere tausend Menschen versammelten sich am Montag im serbisch dominierten Teil der nordkosovarischen Stadt Mitrovica. Unter Plakaten wie „Kosovo ist Serbien“, „Russland ist unser Bruder“ oder „SOS, Save our Soul – Kosovo ist unsere Seele“ sangen sie patriotische Lieder.

Schließlich brannte eine amerikanischen Flagge auf der Brücke, die den albanischen Teil der Stadt vom serbischen trennt. Doch insgesamt demonstrierte die serbische Bevölkerung Kosovos Gelassenheit. Die Albaner hätten schon mehrmals die Unabhängigkeit ausgerufen, sagte ein Psychologiestudent am Rande der Veranstaltung.

Gojko Rajcević, ein in die serbische Flagge gehüllter Serbe aus London, erklärte, die Serben würden Kosovo und Metochija niemals aufgeben. „1389 während der Schlacht auf dem Amselfeld gegen die Türken haben die Glocken von Notre Dame geläutet“, weil die Serben Europa vor dem Ansturm der Türken verteidigt hätten. Jetzt verrate dieses Europa Serbien.

Der Sprecher der serbischen Gemeinden im Kosovo, Marko Jakšić, verkündete den Boykott der EU-Mission im Kosovo. Er forderte seine Landsleute auf, mit der EU nicht einmal mehr im Alltag zu kooperieren. So sollen den EU-Polizisten keine Zimmer vermietet werden, wie dies vorher bei den UN-Polizisten üblich war und vielen Familien eine wichtige Einkommensquelle bot. Kosovo, so die Botschaft, sei unverrückbarer Bestandteil Serbiens. „Es ist im Interesse Serbiens, Kosovo zu verteidigen,“ sagte er.

Serbien hat mittlerweile die Führung des Kosovos wegen der Unabhängigkeitserklärung der Provinz des Hochverrats angeklagt. Kosovos Ministerpräsident Hashim Thaci, Präsident Fatmir Sejdiu und Parlamentspräsident Jakup Krasniqi werde vorgeworfen, auf serbischem Territorium einen „falschen Staat“ ausgerufen zu haben, erklärte das Innenministerium in Belgrad am Montag.

In Belgrad kam es in der Nacht zum Montag zu gewaltsamen Demonstrationen gegen die Unabhängigkeit des Kosovo. Dabei wurden mindestens 30 Menschen verletzt. Jugendliche hatten die Botschaften der USA und Sloweniens angegriffen, Autos und Mülleimer angezündet und Kioske geplündert.

ERICH RATHFELDER