WERBEPAUSE: PILSNER URQUELL

Der jüngste Werbe-Clou von Pilsner Urquell: Ein großes schwarzes Plakat mit einem großen kalten Pils, daneben in goldenen Lettern der Spruch „müsste eigentlich aus Deutschland kommen …“ Spontan wird dem Betrachter schlecht. Was soll das heißen? Ist so rein, kann kein Tscheche sein? Oder: Bier aus dem tschechischen Pilsen müsste eigentlich aus Deutschland kommen?Die Idee ist ja nicht ganz neu. Dass Pilsen deutsch sein soll, hat sich Adolf Hitler am 15. März 1939 erfolgreich gewünscht. Er machte das „Protektorat Böhmen und Mähren“ zum Satellitenstaat. Wäre der Generalplan Ost umgesetzt worden, käme das Pilsner Pils jetzt tatsächlich aus Deutschland. Genauso wie die Bewohner dieser Gegend: Die Erschließung von „Lebensraum“ für die Arier sah auch vor, dass andere Völker nicht mehr leben würden. Das Pilsner-Urquell-Plakat mit dem Sinnspruch ist Teil einer größeren Kampagne. Schon 2007 gab es den ersten bemerkenswerten Auftritt der als Trilogie geplanten Werbung. Da verkündeten Plakate: „Die Würde des Biers ist unantastbar“ und offenbarten ein ungewöhnliches Verhältnis zum Grundgesetz und zu der in Artikel eins geschützten Würde des Menschen. Ein Bier, so die Aussage, ist also einem Menschen gleichwürdig.Werbung ist eine schöne Sache. Aber Bildung auch. Vielleicht wäre es gut, wenn man diese beiden Dinge wieder einmal ein bisschen in Zusammenhang brächte.    JUDITH LUIG