Bundeswehrgedenken: Ehrenmal in der Warteschleife

Der Bundesverteidigungsminister hat noch keine Baugenehmigung für das umstrittene Bundeswehr-Ehrenmal im Bendlerblock. Deshalb gibt es am Sonntag auch keinen ersten Spatenstich mit F. J. Jung.

Modell für das geplante Ehrenmal Bild: ap

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung muss sich bis zum Startbefehl für eines seiner operativen Lieblingsprojekte noch etwas gedulden. Das geplante Ehrenmal für gefallene Bundeswehrsoldaten im Bendlerblock, für das am kommenden Sonntag - dem Volkstrauertag - Baubeginn sein sollte, wird vorerst nicht errichtet. Nach Angaben des Ministeriums liege für das Ehrenmal noch keine Baugenehmigung vor. Deshalb verschiebe sich der Termin für den "ersten Spatenstich" durch den CDU-Minister.

Welche Ursachen hinter der Verzögerung stecken, wurde vom Verteidigungsministerium nicht bekannt gegeben - ebenso kein neuer Termin. Andreas Meck, der Münchner Architekt des Ehrenmals für die Bundeswehrsoldaten, bestätigte zwar die Terminprobleme, aber auch er wollte am Sonntag keine weiteren Angaben über Gründe der Verschiebung gegenüber der taz machen. Nach Medienberichten sollen die endgültigen Detailpläne für das umstrittene Bauwerk fehlen. Die Verzögerung könnte sich auch auf den anvisierten Fertigstellungstermin auswirken: Jung hatte angekündigt, dass er sein Bundeswehr-Ehrenmal bereits "Ende 2008" einweihen wolle.

Das Ehrenmal an der Westseite des Bendlerblocks ist sowohl für Besucher als auch für interne Zeremonien ausgelegt. Die 41 Meter lange und 10 Meter hohe Gedenkstätte soll in eine glänzende Bronzehülle gekleidet werden und einen "Raum der Stille" zum Gedenken an die toten Soldaten beherbergen. Bei internen Veranstaltungen kann durch eine mobile Wand der straßenseitige Zugang geschlossen werden.

Kritik an dem 2,5 Millionen Euro teuren Vorhaben und seiner Errichtung an dem historischen Ort hatten Bundestagsabgeordnete von FDP, SPD und Grüne geäußert, zumal Jung das Vorhaben quasi im Alleingang und ohne öffentliche Debatte durchgesetzt hatte. Der liberale Verteidigungsexperte Rainer Stinner kritisierte Jungs Vorgehen als verpasste Chance, "eine längst überfällige Grundsatzdiskussion über die Rolle der Bundeswehr und die Auslandseinsätze zu befördern". Zugleich riefen Winfried Nachtwei (Grüne) und Jörn Thiesen (SPD) dazu auf, über alternative Standorte nachzudenken.

2005 war dem Verteidigungsminister im afghanischen Kundus in den Sinn gekommen, ein "zentrales Ehrenmal für die Toten der Bundeswehr" zu errichten. Die Bundeswehr hatte daraufhin 2006 einen begrenzten Wettbewerb unter eingeladenen Architekten ausgelobt. Eine interne Jury entschied sich im Sommer 2007 für den Entwurf von Meck. Seit 1955 sind rund 2.600 Soldaten und Zivilisten bei Bundeswehreinsätzen ums Leben gekommen, davon 69 bei Auslandseinsätzen.

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