lokführerstreik: Steht die Bahn, stockt der Geldfluss

Die S-Bahn erwartet durch den Streik Schäden in Millionenhöhe. Auch die BVG profitiert nicht, wenn Fahrgäste auf Busse und U-Bahnen umsteigen. Nur Berlin spart Geld - freut sich aber nicht.

Der Streik der Lokführer ist erfolgreich - gemessen an dem Ziel, den Arbeitgeber ökonomisch zu schädigen. Wie der Sprecher der S-Bahn, Gisbert Gahler, mitteilt, muss die zum Bahn-Konzern gehörende Gesellschaft infolge der Streikaktionen am Jahresende vermutlich Verluste in Millionenhöhe verkraften. Doch nicht nur die S-Bahn auch die landeseigenen Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) werden durch die Streikaktionen in die Verlustzone bugsiert. "Jeder Streiktag kostet uns etwa 100.000 Euro", sagte ein BVG-Sprecher.

Zwar befördern Busse, Bahnen und Straßenbahnen während des Streiks etwa 13 Prozent mehr Fahrgäste. Doch die meisten der 300.000 Menschen, die auf den öffentlichen Nahverkehr umstiegen, haben laut BVG bereits Monatskarten und Jahreskarten gekauft. So hätten die Verkehrsbetriebe kaum Mehreinnahmen, dafür aber erhöhte Ausgaben für zusätzliche Reinigungskräfte, Fahrer und Rangierer. "Wir fahren auf allen Strecken mit der maximalen Zuglänge und entscheiden operativ, ob wir zusätzliche Bahnen einsetzen", so der Sprecher.

Profiteur des Streiks ist dagegen das Land Berlin, trotz der Verluste, die seine Verkehrsbetriebe an den Streiktagen einfahren. "Wir werden vermutlich Geld sparen", meint die Sprecherin der Senatsverwaltung für Verkehr, Manuela Damianakis. Die Abrechnung komme jedoch erst am Jahresende.

Das Prinzip ist das Gleiche wie bei der Heizkostenabrechnung. Das Land Berlin als Kunde bestellt den S-Bahn-Verkehr bei der Bahn und überweist eine Pauschale im Voraus. Am Jahresende darf die Bahn nur jene Züge und Kilometer abrechnen, die tatsächlich gefahren wurden. Kommen die S-Bahnen nicht wie vereinbart, bekommt Berlin Geld zurück. Im Durchschnitt lässt sich Berlin den S-Bahn-Verkehr pro Tag 616.000 Euro kosten und gibt 110.000 Euro für den Einsatz von Regionalbahnen aus.

Doch froh ist man im Hause von Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) über das gesparte Geld nicht. "Wir wollen, dass die Leute mit der S-Bahn fahren, und hoffen nicht, dass es einen Rückschritt zum Auto gibt", sagt Damianakis. Dies würde den verkehrspolitischen Zielen des Senats zuwider laufen. Die S-Bahn will allerdings nicht ausschließen, dass ihre Kunden wieder vermehrt aufs Auto umsteigen: "Im ungünstigsten Fall müssen wir mit langfristigen Schäden rechnen, wenn die Fahrgäste ihre Zeitkarten oder Abonnements zum Jahresende nicht verlängern", so Gahler. Denn viele Passagiere seien verärgert.

Bei Berlins größtem Car-Sharing-Unternehmen Greenwheels registriert man zufrieden eine Umsatzsteigerung. "Unsere 80 Fahrzeuge in Berlin sind sehr, sehr ausgebucht", freut sich Geschäftsführer Birger Holm. Einen massiven Zugang an Neukunden kann er allerdings nicht registrieren. Die kommen erst, vermutet er, sollten die Lokführer ab der kommenden Woche unbefristet streiken.

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