Züge rollen wieder nach Plan

Am Freitagmorgen fuhren Regional- und S-Bahnen wieder, der Verkehr normalisierte sich gegen Mittag. Die Lokführer-Gewerkschaft ist mit dem 30-Stunden-Streik zufrieden

Nach dem 30-stündigen Streik der Lokführergewerkschaft GDL bemüht sich die Bahn auch in Berlin und Brandenburg um eine Normalisierung der Lage. Nach Angaben des Unternehmens liefen S-Bahn- und Regionalverkehr ab Freitagmittag wieder weitgehend normal. Die GDL ist mit dem Streikverlauf sehr zufrieden und weiter kampfentschlossen. Dagegen beklagt die Bahn große finanzielle Verluste. Am Wochenende und am Montag will die Gewerkschaft auf weitere Aktionen verzichten.

Wie angekündigt, hatten die Streikenden um 8 Uhr auch in Berlin und Brandenburg wieder ihre Arbeit aufgenommen. Danach kam der Verkehr aber nur schrittweise in Gang. Erst gegen 13 Uhr fuhren laut Sprecher Gisbert Gahler die S-Bahnen bis auf wenige Ausnahmen wieder nach Fahrplan. Die wegen des Streiks eingestellten Linien S45 und S85 nahmen den Betrieb noch nicht auf. Außerdem wurde auf einige Verstärkerzüge verzichtet.

In den frühen Morgenstunden waren bei der S-Bahn nochmals rund 500 Züge ausgefallen. Auf dem Ring, der Stadtbahn und im Nord-Süd-Tunnel seien sie im Zehn-Minuten-Takt, auf den Außenstrecken im 20- bis 40-Minuten-Abstand unterwegs gewesen, so Gahler. Insgesamt sei nur ein Drittel der normalen Leistung erbracht worden. Während des Ausstands mussten rund 2.500 Züge in den Depots bleiben. Der Streik habe das Unternehmen „finanziell hart getroffen“. Allein die Länder Berlin und Brandenburg behalten pro Streiktag jeweils rund 500.000 Euro ein, weil die bestellten Leistungen nicht erbracht werden.

Auch der Regionalverkehr in Brandenburg sei ab Mittag auf allen Strecken wieder halbwegs fahrplanmäßig verlaufen, sagte ein Sprecher der Bahn. Nur vereinzelt habe es noch Ausfälle gegeben. Es sei „besser gelaufen, als zunächst gedacht“. Ursprünglich war damit gerechnet worden, dass sich der Regionalverkehr erst am späten Nachmittag normalisieren würde. Am Morgen waren wie schon am Vortag nur 15 bis 20 Prozent der Züge gefahren. Die Bahn hatte einen Notfallfahrplan aufgestellt und auf den betroffenen Linien Busse eingesetzt.

Die BVG beförderte im morgendlichen Berufsverkehr erneut deutlich mehr Fahrgäste als sonst. Viele U-Bahnen seien überfüllt gewesen, es habe aber niemand zurückbleiben müssen, sagte eine Sprecherin des Unternehmens. Dagegen seien die U-Bahnen der Linien 5, 2, 8 und 7 am Vorabend „brechend voll“ gewesen. Viele Fahrgäste konnten nicht mitgenommen werden.

Nach Darstellung des Bezirkschefs der Gewerkschaft GDL in Berlin, Brandenburg und Sachsen, Hans-Joachim Kernchen, hat der Ausstand „optimal geklappt“. S-Bahn- und Regionalverkehr seien weitgehend lahmgelegt worden. Fern- und Güterverkehr waren bisher nicht betroffen. Ob sie auch bestreikt werden dürfen, will ein Gericht in Chemnitz erst in einer Woche entscheiden.

Die GDL stellte der Bahn am Freitag ein Ultimatum. Bis Montag, 15 Uhr, verlange sie ein neues Verhandlungsangebot, ansonsten drohten neue Streiks, hieß es in Frankfurt. Die Bahn wies die Forderung zurück.

Kernchen zeigte sich weiter kampfentschlossen. „Wir werden nicht auf halber Strecke stehen bleiben, sondern streiken, bis der wichtigste Punkt durch ist“, sagte er. Ziel sei ein eigenständiger Tarifvertrag mit deutlichen Lohnerhöhungen. DDP