„Türsteher sind ein Problem“

Ab heute wird die Discomeile videoüberwacht. Was das Stadtamt gegen die Gewalt in dem Amüsierviertel tut, erklärt der Leiter des Stadtamtes, Hans-Jörg Wilkens, im Interview

HANS-JÖRG WILKENS, 59, leitet das Bremer Stadtamt seit 1991. Seit 1977 arbeitet er im öffentlichen Dienst in Bremen

Interview: Eiken Bruhn

taz: Herr Wilkens, das NFF haben Sie geschlossen, den City-Club, das La Habana, die Neue Welt – wo kann man jetzt noch hingehen?

Hans-Jörg Wilkens, Leiter des Stadtamtes: Man kann auf jeden Fall in das neu eröffnete Stubu gehen.

Warum?

Die haben – das sagt nicht nur die Polizei, sondern auch die Gäste – das Problem mit den Türstehern gelöst. Das erwarten wir auch von den anderen Betrieben, die wir jetzt gerade noch „am Wickel haben“. Wir haben leider feststellen müssen, dass deren Deeskalationsstrategien nicht funktionieren.

Was macht das Stubu besser – als früher und andere Betriebe?

Mithilfe von Laufgittern kontrollieren die Türsteher die Gäste einzeln und verlassen sich nicht einfach auf den Augenschein, was dazu geführt hatte, dass Waffen oder Drogen mitgeschleppt wurden.

Und woher wissen Sie, dass es funktioniert?

Das merkt man daran, dass es keine Vorfälle mehr gegeben hat, also keine Schlägereien mit oder ohne Beteiligung der Türsteher. Früher war das ja oft so, dass, wenn jemand abgewiesen wurde, etwa weil er zu betrunken war, das in einer Schlägerei und im Krankenhaus endete. Und sollte doch etwas passieren, lässt sich im Stubu wegen der Videoüberwachung hinterher nachweisen, wer angefangen hat – das war früher oft strittig und dient jetzt der Entlastung der Betreiber. Allein diese kleine Änderungen führen offenbar dazu, dass die Leute, die etwas im Schilde führen, es erst gar nicht mehr im Stubu versuchen.

Aber liegt es nicht auch daran, dass die Türsteher von einem anderen Schlag sind?

Das stimmt. Beim Stubu haben früher viele Leute gearbeitet, die in Strafverfahren verwickelt sind und der alte Betreiber hatte sich nicht von denen getrennt. Der neue hat von Anfang an darauf geachtet, dass die Türsteher den Anforderungen des Überwachungsgewerbes erfüllen. Das heißt, das sind jetzt professionelle Türsteher, die keinerlei strafrechtliche Vorbelastung haben.

Aber offenbar ist es nicht so leicht, Türsteher wieder los zu werden.

Das hat sich jetzt auch wieder im NFF gezeigt. Letztendlich wissen wir aber nicht, ob die Betreiber den Leuten nicht kündigen können, weil sie von diesen bedroht werden – diese Fälle gibt es – oder nicht wollen, weil sie es bagatellisieren. Wer unter Druck steht, kann sich an die Polizei wenden und muss im Zweifelsfall seinen Betrieb schließen. Um sich selbst und andere zu schützen.

Sind es nur die Türsteher, die zu Schließungen führen?

Das ist schon sehr gravierend, weil Gewalt und Waffen im Spiel sind. Außerdem führt es letztendlich zu anderen Problemen. Etwa wenn die Türsteher nicht dafür sorgen, dass das Jugenschutzgesetz eingehalten wird und die Minderjährigen rechtzeitig den Club wieder verlassen.

Derzeit haben Sie den Beatclub und das Woody’s auf dem Kieker – warum?

Im Beatclub hatten wir Waffenfunde – bei den Türstehern. Beim Woody’s waren es Verstöße gegen den Jugendschutz. Die haben eine Mahnung bekommen. Es ist – außer beim La Habana – nicht so, dass wir von heute auf morgen schließen, dem geht ein wochen- und monatelanger Prozess voraus, in dem wir den Betreibern mitteilen, dass sie etwas tun müssen. Wenn daraufhin nichts passiert, kommt die Schließung. Ich möchte aber eins klar stellen: Es geht nicht darum, Betriebe dicht zu machen, sondern die Sicherheit für die Besucher zu erhöhen. Beispiele wie das Stubu zeigen, dass es funktioniert. Und es gab und gibt Betriebe, die wir nie ermahnen mussten.

Schließungen gab es einige im letzten Jahr – früher hat man davon weniger gehört.

Sie meinen, wir haben davor geschlafen? Wir hatten immer zwei, drei Verfahren pro Jahr, aber es stimmt, dass sich erst in jüngster Zeit hier ein Schwerpunkt ergeben hat.

Wegen der Schießerei auf der Discomeile im Januar 2006?

Ja. Eine solche Eskalation hatte es davor noch nicht gegeben.

Die gekündigten Türsteher aus dem Stubu – haben die sich andere Jobs auf der Meile besorgt?

Zum Teil ja, deshalb haben wir jetzt auch den Effekt, dass wir in anderen Discos tätig werden müssen.

Erwarten Sie eigentlich neue Probleme, wenn das Rauchverbot kommt? Die Discos dürfen zwar Raucherräume einrichten, aber viele werden wohl trotzdem auf die Straßen gehen.

In Bezug auf die Discomeile gehe ich davon aus, dass es vor der Tür verstärkt zu Rempeleien kommen wird. Insgesamt müssen wir damit rechnen, dass es viele Beschwerden von Bürgern geben wird, weil das Rauchen ja ab 1. Januar verboten ist, Bußgelder aber erst ab 1. Juli gezahlt werden müssen. Da wird es einige geben, die sagen, „ihr beachtet das Verbot nicht“. Wir müssen das dann vor Ort überprüfen.

Mit wem?

Gute Frage. Zusätzliches Personal haben wir nicht bekommen. Wir haben derzeit fünf bis sechs Leute im Außendienst. Für 2.000 Betriebe.