Engagierte Juristin von der Sonneninsel

Die rechtspopulistische Fortschrittspartei hat bereits ein Misstrauensvotum gegen Manuela Ramin-Osmundsen angekündigt. „Das geht ja schnell“, kommentiert die 1963 auf der französischen Karibikinsel Martinique geborene und am Donnerstag ernannte neue norwegische Ministerin für Kinder- und Gleichstellungsfragen: „Die sind ja besonders eifrig. Aber das stört mich nicht. Ich habe ja das Vertrauen des Ministerpräsidenten.“

Dass Jens Stoltenberg bei einer umfassenden Kabinettsumbildung erstmals eine Migrantin für einen Ministerposten berücksichtigte, führte zu widersprüchlichen Reaktionen – von Freude bis zu unverblümter Ablehnung. Letzteres am deutlichsten aus den Kreisen der Fortschrittspartei, die sich als wahre Hüterin norwegischer Grundwerte versteht. Sie grub Zitate aus, aus denen sie herausliest, dass die kurzhaarige Juristin eines Ministerpostens „unwürdig“, weil im Herzen keine „richtige“ Norwegerin sei: Sie habe in der Vergangenheit klargemacht, dass sie die Staatsbürgerschaft des Landes nicht haben wolle.

Tatsächlich war Ramin-Osmundsen, die es wegen ihres Mannes Terje, mit dem sie jetzt drei Kinder hat, 1992 nach Norwegen verschlagen hatte, noch bis vor zwei Wochen Französin. Von Martinique aus war sie nach Frankreich gekommen und hatte nach dem Studium in Frankreich und in Belgien als Rechtsanwältin und dann bei der EU-Kommission als Juristin gearbeitet. Gerade noch rechtzeitig für den Ministerposten beschaffte sie sich den dafür notwendigen norwegischen Pass. „Aber nun bin ich richtig stolz, dass ich die erste Migrantin bin, die in Norwegen Ministerin wird“, erklärte sie.

Wird sie für die einen wohl trotzdem nie eine „richtige“ Norwegerin, ist sie für andere keine „richtige“ Migrantin. Prompt kam nämlich der Vorwurf aus der Einwandererecke, sie sei ein „falsches Einwandereralibi“. Der aus Pakistan stammende Osloer Stadtrat Mubashar Kapur wirft ihr vor, „nur einen winzigen Teil der in Norwegen lebenden Einwanderer zu repräsentieren“. Sie habe deshalb auch keine Ahnung von deren eigentlichen Problemen.

Damit hat Kapur aber vermutlich unrecht. In den vergangenen 13 Jahren arbeitete die jetzt auch für Integrationsfragen zuständige Ministerin in unterschiedlichen Positionen zu Einwanderer- und Antidiskriminierungsfragen. 2002 wurde sie stellvertretende, 2006 dann Direktorin der Ausländerbehörde. Sie musste gehen, nachdem ihr Amt einer Gruppe von 197 KurdInnen aus dem Nordirak entgegen einer Regierungsanweisung Aufenthaltsgenehmigungen erteilt hatte. „Flüchtlingsschmugglerin“ tönt es seither aus der Fortschrittspartei. REINHARD WOLFF