China: Kinderarbeit für Olympiade 2008

Die Maskottchen für die Olympiade in Peking werden von Kindern hergestellt. In einer Untersuchung werden schwere Vorwürfe gegen das Internationale Olympische Komitee erhoben.

Malochen für Olympia: Kinder in China Bild: dpa

PEKING (taz) Gleich fünf Maskottchen hat das Olympische Komitee für die Spiele in Peking ausgewählt: Das erste unter ihnen ist "Beibei", eine blaue Fischfigur mit weiblichen Attributen, die symbolisch für Reichtum und Wohlstand steht. Fragt sich nur, für wessen Wohlstand.

"Jedenfalls nicht für den Wohlstand der chinesischen Arbeiter, die die Maskottchen herstellen", fand Dominique Muller, die am Montag aus Protest eine 50 cm große Beibei-Puppe hinter eine Nähmaschine stopfte und vor die Tore der Niederlassung des chinesischen Olympischen Komitees in Hongkong trug. Muller und 30 andere Hongkonger AktivistInnen machten damit auf Kinderarbeit und ungesetzliche Arbeitsbedingungen bei der Olympia-Maskottchen-Herstellung aufmerksam. Sie schätzen, dass der Verkauf der Maskottchen den Herstellern im nächsten Jahr 300 Millionen US-Dollar Gewinn beschert.

Dominique Muller ist Koautorin eines am Montag veröffentlichten Berichts, der schwere Vorwürfe gegen das Internationale Olympische Komitee (IOC) erhebt. Es lasse die teuer verkauften Lizenzprodukte von 12-jährigen Kindern in China herstellen, die bis in die Nacht hinein arbeiten müssten. In Peking kostet eine 25 cm große Beibei-Puppe immerhin 7,80 Euro. Mullers Bericht zufolge aber verdienen Arbeiter in Südchina bei der Erledigung von IOC-Aufträgen zum Teil nur 22 Cent pro Stunde, nicht einmal die Hälfte des gesetzlichen Mindestlohns in China. "Wir wollen, dass das IOC endlich internationale Arbeitsstandards akzeptiert und sie bei der Herstellung eigener Produkte überprüfen lässt", sagte Muller der taz. Ihr Bericht entstand im Auftrag der Playfair-Kampagne, die sich seit Jahren für bessere Arbeitsbedingungen in der weltweiten Textilbranche engagiert und von der Internationalen Gewerkschaftsvereinigung (Ituc) getragen wird. Undercover-Rechercheure hatten sich in der chinesischen Provinz Guangdong und der Sonderwirtschaftszone Shenzhen umgesehen und die skandalösen Arbeitsbedingungen in vier Lizenzfabriken entdeckt.

Chinas Olympisches Komitee in Peking reagierte am Montag prompt auf die Kritik: Man wolle eigene Nachforschungen anstellen und die Aufträge an die illegal operierenden Firmen gegebenenfalls sofort stornieren, teilte ein chinesischer Sprecher mit.

Dominique Muller würde eine solche Reaktion jedoch bedauern. "Es ist gut, dass Peking erstmals mit einem Eingeständnis reagiert. Aber ein Auftragsstopp würde immer auch die Arbeiter treffen", glaubt Muller. Viel wichtiger wäre es nach Mullers Auffassung, dass das IOC das Thema Arbeitsbedingungen für Olympia-Produkte weniger vernachlässige als bisher. Auch ginge es Playfair nicht speziell um die Olmpischen Spiele in Peking; man wolle vielmehr langfristig für gerecht produzierte Produkte werben. Die Kritik von Playfair spielt auch dem offiziellen chinesischem Gewerkschaftsverband in die Hände, der nach einer neue Rolle im marktliberalen Ein-Parteien-Staat sucht und sich zum Vertreter von Mindestlohnforderungen gemausert hat.

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