Zu unproduktiv: FAO stänkert gegen Biolandbau

Die Welternährungsorganisation warnt vor ökologischer Landwirtschaft. Die könne nicht genug Essen für neun Milliarden Menschen erzeugen. Menschenrechtler protestieren.

Biosteckrüben für die Welt? Ein Verteilungsproblem, meinen Menschenrechtler. Bild: dpa

Landwirtschaft gänzlich ohne chemische Düngemittel - dazu sagt die Welternährungsorganisation der Vereinten Nationen "nein". Ihr Direktor, Jacques Diouf, erklärte am Montag, warum: "Ökolandbau kann weder sechs Milliarden Menschen heute und schon gar nicht neun Milliarden im Jahr 2050 ernähren."

Damit reiht sich die UN-Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO deutlich wie kaum zuvor in die Tradition der "grünen Revolution" ein: Anstelle vieler Bauern, die auf kleinen Flächen vielerlei Getreide und Gemüse anbauen, sollen die Umstellung auf Monokulturen und die Verwendung von Hochleistungssaatgut - das abgestimmte Düngemittel erfordert - Ernährungssicherheit bringen. Das Konzept wurde, von der Weltbank gefördert, ab den 1960er-Jahren in Asien und Lateinamerika angewandt. Der Getreideertrag nahm daraufhin zu, weniger Landwirte produzierten mehr: Profitiert haben diejenigen, die sich den erforderlichen Pestizid- und Wassereinsatz leisten konnten. Andere verschuldeten sich, verkauften ihr Land und zogen in die Städte.

FAO-Direktor Diouf sieht in einer neuen "grünen Revolution" dennoch eine Chance: "Der vernünftige Einsatz von chemischem Dünger könnte die Nahrungsmittelproduktion im subsaharischen Afrika ankurbeln." Ein Großteil der Böden sei so ausgelaugt, dass es ohne Dünger nicht gehe. Die Rockefeller Foundation, die in den 1960er-Jahren maßgeblich die "grüne Revolution" mitfinanziert hat, hat sich denn auch bereits mit der Bill & und Melinda Gates Stiftung zu einer Initiative für eine neue "grüne Revolution für Afrika" zusammengeschlossen.

Für Armin Paasch, Handelsreferent der Menschenrechtsorganisation Fian, ist das der falsche Weg: "Verstärkter Düngeeinsatz wird die Böden weiter auslaugen", sagt er. Der Argumentation Dioufs kann er wenig abgewinnen: Das Hungerproblem sei ein Verteilungsproblem. "Größtenteils hungern Bauern, Fischer, Nomaden, Landlose, die keinen oder kaum Zugang zu guten Böden haben. Die FAO übersieht, dass es strukturelle Probleme gibt, darunter fällt auch die Subventionspolitik von EU oder den USA." Denn diese schaffe unfairen Wettbewerb, der kleinen Landwirten nicht die Chance lasse, ihre Waren zu verkaufen.

"Es gibt nicht eine einzige Lösung, das Problem Hunger zu lösen", meint Diouf. Und Ökolandbau biete durchaus eine Möglichkeit für Bauern, mehr zu verdienen. Allerdings sei der Zugang zu den Biomärkten beschränkt: Nur ein kleiner Teil der Bauern könne die strengen Auflagen erfüllen. Der Industrieverband Agrar in Frankfurt begrüßt die "Klarstellung" der FAO: Die Pflanzenschutz- und Düngemittelhersteller wollten mithelfen, neue Techniken, Wissen und Ausbildung zu fördern.

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