Kriminalfall Genraps

Saatgutfirma will von illegalen Äckern nichts wissen

BERLIN taz ■ Bei einer Routine-Kontrolle haben die Behörden in Nordrhein-Westfalen diese Woche gentechnisch verunreinigte Rapssamen gefunden. Daraufhin wurde die Lieferfirma – die Lippstädter „Deutsche Saatveredlung“ (DSV) – gezwungen, ihre Produkte zurückzurufen. Es war zu spät: Auf bis zu 1.500 Hektar dürfte das bis zu 0,03 Prozent verunreinigte Saatgut bereits ausgesät worden sein. Die Bauern müssen nach Angaben des nordrhein-westfälen Agrarministerium die Felder umpflügen. Der Schaden wird bislang auf 500.000 Euro dotiert.

„Wir können gar nicht verunreinigtes Saatgut ausgeliefert haben, weil wir nur mit konventionellem Material arbeiten“, sagt allerdings DSV-Vorstand Christoph Lüdecke. Sein Unternehmen habe eine Gegenprobe veranlasst. Am Freitag lag das Ergebnis vor. Lüdecke: „0,00 Prozent Verunreinigung“. Der Großteil der Lieferungen sei nach Mecklenburg, Schleswig- Holstein und Niedersachsen gegangen. „Wir haben uns nichts vorzuwerfen“, so der Vorstand zur taz. Das Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium betreibe „Panikmache“ – „Eine Verunreinigung zwischen 0,1 und 0,03 Prozent ist labortechnisch gar nicht einwandfrei nachzuweisen.“

„Unser Probenergebnis ist gerichtsfest“, sagt dagegen die Sprecherin des NRW-Landwirtschaftsministeriums Sabine Raddatz. 10.000 Rapskörner seien beprobt worden, „und da lässt sich eine Verunreinigung in dieser Größenordnung einwandfrei feststellen“. Gentechnisch verändertes Saatgut auszubringen ist ohne Zulassungsverfahren rechtswidrig.

Unklar bleibt, wo die Gensamen herkommen. „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Verunreinigung durch ein Versuchsfeld stammt“, meint Raddatz. Unternehmer Lüdecke fordert von CSU-Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer striktere Vorgaben für Genexperimente. Der DSV-Vorstand kritisiert: „Seehofer will den Versuchsanbau vereinfachen. Das erhöht unser Risiko. Die Sache zeigt doch, dass schon heute nicht mehr garantiert werden kann, dass es ohne Verunreinigung geht.“ NICK REIMER