Castor-Zwischenlager unsicher

Anti-Atom-Initiativen kritisieren Sicherheitsmängel: Die Ahauser Lagerhalle ist nicht gegen Abstürze großer Flugzeuge geschützt. Durch die geplanten Castor-Lieferungen drohe „gefährliche Situation“

VON ANDREAS WYPUTTA

Anti-Atom-Initiativen warnen weiter vor den Risiken der geplanten Castor-Transporte ins münsterländische Ahaus. Das dortige Zwischenlager sei in keiner Form vor einem terroristischen Angriff geschützt, sagt Felix Ruwe, Sprecher der Bürgerinitiative (BI) ‚Kein Atommüll nach Ahaus‘. „Bei einem Angriff mit einer Passagiermaschine würde die Halle mit ihren nur 40 bis 50 Zentimeter dicken Wänden über den Castoren zusammenbrechen.“ Gerade die empfindlichen Castor-Deckel könnten undicht werden, warnt Ruwe.

Auch die Kühlung der Transportbehälter sei dann nicht mehr gewährleistet – in der intakten Halle zirkuliert Frischluft, um ein Überhitzen der radioaktiv beladenen Behälter zu verhindern. „Im schlimmsten Fall müssten die strahlenden Castoren sofort freigelegt werden.“ Doch dafür gebe es in ganz Deutschland keine Spezialisten.

Die Initiativen können sich auf eine Studie des österreichischen Umweltbundesamtes berufen, in der das süddeutsche Zwischenlager Grafenrheinfeld untersucht wird, das der Ahauser Halle ähnelt. „Bei dieser Hallenausführung (geringe Decken- und Wanddicke) ist (...) keine Barrierewirkung von Dach oder Wänden gegen äußere Einwirkungen bei Flugzeugabsturz, Druckwellen oder Einwirkungen Dritter vorgesehen“, warnen die Österreicher. „Das heißt: Der sichere Einschluss des radioaktiven Inventars für den Fall äußerer Einwirkungen muss allein durch die Behälter gewährleistet werden.“ Auch sei keine „Überwachung des Austritts radioaktiver Stoffe in die Hallenluft und damit in die Umgebungsluft vorgesehen“ – ein selbst in der Tschechischen Republik übliches Verfahren, kritisiert die Behörde.

Die sächsische Landesregierung hält dennoch weiter an dem Transport ihrer 18 Castoren aus dem ehemaligen DDR-Forschungsreaktor Rossendorf bei Dresden nach Ahaus fest. Die so genannte „Transportbereitstellungshalle“ in Rossendorf sei nicht für eine längerfristige Lagerung gebaut, geprüft oder gar genehmigt. „Sie wurde allein für den Zweck der Transportbereitstellung für den Abtransport nach Ahaus errichtet“, wehrt Sachsens Umweltminister Steffen Flath (CDU) ab.

Atomkraftgegner der Initiative ‚Castor-Stop Dresden‘ bezweifeln das aber genauso wie die sächsischen Grünen – sie halten die über 15 Millionen Euro teure Halle aus baulicher Sicht für ein Zwischenlager, das der Ahauser Halle ähnele. Die Forderung der Sachsen: Verzicht auf die „unsinnigen Transporte“. Doch Sachsens Umweltminister Flath hält eine Lagerung in Rossendorf für zu unsicher. Sein Argument: Fehlender Schutz – gegen Flugzeugabstürze.