Sozialistische Casas für harte Dollars

Schlange stehen in Kuba: In den nächsten Jahren werden einige tausend Luxuswohnungen an Ausländer verkauft

HAVANNA taz ■ Die Lonja de Comercio – Havannas ehemalige Handelskammer – erstrahlt frisch renoviert. Zu den internationalen Unternehmen, die hier ihre Repräsentanzen einrichteten, gehört auch die Immobiliengesellschaft Aurea, ein spanisch-kubanisches Joint Venture. Unter der Regie von Aurea, die im November 1996 als erste Immobiliengesellschaft nach der Revolution gegründet wurde, verwandelte sich die heruntergekommene Vertretung in eine First-class-Adresse nahe des Hafens von Havanna. Nicht nur bei der Sanierung von Bürogebäuden, sondern auch beim Neubau von Luxus- und Ferienwohnungen mischen ausländische Unternehmen in Kuba mittlerweile mit.

In Havannas Diplomatenviertel Miramar hat die Real Inmobiliaría ein luxuriöses Apartmenthaus mit 72 Wohnungen hochgezogen, die alle schon vor dem Bauabschluss verkauft waren. Klimaanlage, Satellitenantenne und Schwimmbad auf der Dachterrasse sind genauso selbstverständlich wie Videoüberwachung und Tiefgarage. Den potenziellen Mietern, zumeist ausländische Geschäftsleute, die in Kuba Joint Ventures betreiben, soll es an nichts fehlen, so der Repräsentant der Real Inmobiliaría, Jean-Pierre Pastor. 100.000 US-Dollar berechnet die Gesellschaft den Interessenten für ein einfaches Studio – 450.000 US-Dollar sind es für eine komfortable Dreizimmerwohnung. Dies sind auch in etwa die Preise, die das kubanisch-spanische Konsortium Costa Habana für die 175 Wohnungen berechnet, die sie ebenfalls in Miramar gebaut hat.

Doch es sind nicht nur die Spanier, die im kubanischen Immobilienbereich investieren, sondern auch israelische Unternehmen (DM-Gruppe), italienische (Pieramtozzi) und britische (Havana Asset Mangement). Jean-Pierre Pastor von der Real Inmobiliaría bescheinigt dem Immobiliengeschäft in Kuba gute Perspektiven. Das Gemeinschaftsunternehmen, an dem die kubanische Gesellschaft Cubalse 50 Prozent der Anteile hält, baut ausschließlich für in Kuba tätige ausländische Unternehmer. Kubaner, von denen nur wenige eine derartige Wohnung finanzieren könnten, erhalten keinen Zugang zum kleinen, aber feinen Immobilienmarkt.

Angesichts der nur langsam steigenden Zahl von Gemeinschaftsunternehmen – derzeit sind es rund 360 – ist dieser Markt allerdings begrenzt. Deshalb sehen die zehn derzeit in Kuba registrierten Immobiliengesellschaften das größere Potenzial im Bau exklusiver Ferienwohnungen für diejenigen, die sich einen festen Feriensitz in Kuba leisten können. Das größte derartige Projekt zwischen dem kubanischen Staatsunternehmen Gran Caribe und einer kanadischen Investorengruppe will in den nächsten zehn Jahren 2.000 derartige Wohnungen rund um die Insel hochziehen. Die ersten 600 Traumwohnungen sind demnächst bezugsfertig. KNUT HENKEL