Beirut will keine Rechtsextremen

Libanons Regierungschef verbietet eine antisemitische Konferenz von Rechtsextremen und Holocaustleugnern aus aller Welt, nachdem arabische Intellektuelle interveniert und mit einer Gegenkonferenz gedroht hatten

BERLIN taz ■ Die Intelligenz hat gesiegt. 14 arabische Intellektuelle haben dafür gesorgt, dass eine im Libanon geplante antisemitische Veranstaltung geplatzt ist. Vom kommenden Samstag an wollten Rechtsextreme und Holocaustleugner aus der ganzen Welt vier Tage lang in Beirut eine Konferenz über „Revisionismus und Zionismus“ abhalten. Doch am Samstag hat Libanons Regierungschef Rafik Hariri die Veranstaltung verboten. Er hatte eingesehen, dass ein solches Treffen dem Ansehen seines Landes schaden würde.

Zuvor hatten 14 Intellektuelle aus arabischen Ländern von Marokko bis Syrien in einem offenen Brief an Hariri appelliert, die „antisemitische Konferenz“ zu untersagen. Unter den Unterzeichnern sind auch die in der gesamten arabischen Welt berühmten Literaten Adonis (Libanon) und Mahmud Darwisch (Palästina) sowie der in den USA lebende gebürtige Palästinenser Edward Said. Hinzu kam die Ankündigung arabischer Intellektueller, in Beirut einen Gegenkongress zu veranstalten.

Vorbereitet hatten die Konferenz das in Kalifornien ansässigen „Institute for Historical Review“ (IHR) und die Schweizer Organisation „Verité et Justice“, beides rechtsextreme Vereine. Hauptorganisator war der Vorsitzende von „Verité et Justice“, der Schweizer Jürgen Graf. In seiner Heimat wurde er vergangenes Jahr wegen Leugnung des Völkermords der Nazis an Juden zu 15 Monaten Haft verurteilt. Daraufhin setzte er sich in den Iran ab, wo ihn die rechte, reformfeindliche Presse als „Kämpfer gegen den Zionismus“ feierte. Grafs Aufenthaltsort ist unbekannt, möglicherweise ist er noch in Iran oder bereits im Libanon. Andere Gerüchte besagen, der mit internationalem Haftbefehl Gesuchte sei in der Türkei.

„Verité et Justice“ hatte im vergangenen Jahr zuerst einen ähnlichen Kongress in der Schweiz angekündigt, dann aber mitgeteilt, die Konferenz würde in einer „außereuropäischen Hauptstadt“ stattfinden. Den Libanon wählten die Organisatoren wohl wegen seiner Frontstellung zu Israel. Sie versuchten Mitglieder der im Libanon aktiven rechtsextremen „Syrischen Nationalistischen Partei“ und der panarabischen „Baath-Partei“ für sich zu gewinnen. Nach Informationen der taz sagten einzelne Mitglieder ihre Kooperation zu, jedoch wollte keine Partei als Mitorganisator auftreten.

Bis zuletzt gaben die Veranstalter keine Teilnehmerliste heraus, auch der genaue Tagungsort sollte geheim bleiben. Es hielten sich jedoch Gerüchte, der kanadische Holocaustleugner Ernst Zündel und sogar der russische Rechtsaußen Wladimir Schirinowski würden auftreten. Aus Deutschland wollte das Exmitglied der RAF Horst Mahler anreisen. Der Anwalt ist seit vergangenem Jahr in der rechtsextremen NPD. Aus dem arabischen Raum hatte sich angeblich der in Schweden lebende Marokkaner Ahmed Rami angesagt. Er betrieb bis vor kurzem den Exilsender „Radio Islam“. Der verband islamische Gedanken mit Naziparolen und hetzte gegen Israelis und Juden. THOMAS DREGER