deportation.class

Die Aktion

Betreff: Anmeldung einer virtuellen Demonstration

Von: online-demo@gmx.net

An: ordnungsamt@stadt-koeln.de

Anmeldung einer virtuellen Demonstration

Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit melde ich folgende Demonstration an:

Datum: 20. 06. 2001 10.00 Uhr

Ort: http://www.lufthansa.com

Thema: Stop Deportation Business

Versammlungsleiter: Jan Hofmann

Stellvertretende Versammlungsleiterin: Anne Morell

Anschrift: online-demo@gmx.net

Erwartete TeilnehmerInnenzahl: 40.000

Mit freundlichen Grüßen, Jan Hofmann

Wie meldet man eigentlich eine Online-Demonstration gegen die Beteiligung der Lufthansa bei der Abschiebung von Flüchtlingen an? Im Umfeld der antirassistischen Initiativen „kein mensch ist illegal“ sowie Libertad wird für den 20. Juni die größte Online-Demonstration der Bundesrepublik vorbereitet, um dem Deportationsgeschäft ein Ende zu bereiten. Zwar ist die Lufthansa nicht die einzige, ganz sicher aber die prominenteste Fluglinie, die gleich zweifach an den Flüchtlingen verdient: Die Startbahnen des Abschiebesystems sind zugleich Landebahnen für Flucht und Migration.

Der Lufthansa-Heimatflughafen Rhein-Main ist nicht nur eines der größen Shoppingcenter der Republik, sondern wird, im Zuge des Grenzregimes der Festung Europa‚ zu einem Deportationsgefängnis ausgebaut. Diverse Aktionen – von der militanten Aktion Kabelschnitt, die die Glasfaserdatenleitungen rund um den Flughafen erfolgreich lahmgelegt hatte, bis zum diesjährigen Grenzcamp in Hörweite des gerade an die Börse gegangenen Airports – zielen gegen die bundesdeutsche Deportationspraxis, die die beiden Schüblinge Kola Bankole und Aamir Ageeb nicht überlebten.

Nun baut die Lufthansa ihr E-Commerce-Portal „InfoFlyways“ aus, sodass schon in fünf Jahren über 40 Prozent des Ticketumsatzes elektronisch abgewickelt werden könnten. Da liegt es nahe, diese virtuelle Geschäftsstelle demonstrativ zu belagern. Dass dies funktioniert, haben frühere Attacken gegen eToys und Amazon, Microsoft oder Yahoo! bewiesen.

Diese Aktionen markieren also auch den Protest gegen die Übernahme der Kommunikationsplattform Internet durch den E-Commerce. Die erweiterte Öffentlichkeit des Cyberspace schafft neue umkämpfte Räume, antirassistische Aktionen gewinnen hierdurch eine neue Qualität. Eine elektronische Abstimmung gegen die Abschiebung – by any means necessary. Siegmund Bergmann, Manfred Ros und Alf Lohmann sind als Künstler im Rahmen von „kein mensch ist illegal“ auch an der Wanderausstellung mit Plakataktionen zu „deportation.class“ beteiligt. JOCHEN BECKER