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: Stadt, Land, Kuss

Hüttenkäse

Nicht nur Diane Keaton trägt zu dem Eindruck bei, dass „Stadt, Land, Kuss“ eine Woody-Allen-Ehe-Komödie ist – allerdings minus Woody Allen. Und minus alles, was eine Komödie ausmacht. Ganz abgesehen von Diane Keaton hat dieser Film mit Warren Beatty, Goldie Hawn, Andie McDowell und Charlton Heston zwar wirklich alles, was man an Schauspielern für eine flotte Screwball Comedy braucht. Doch alle Stars spielen unter ihren Möglichkeiten.

Das ist besonders schade im Fall von Warren Beatty, dessen gut aussehender Charme noch immer beträchtlich ist. In seiner Rolle als erfolgreicher Architekt Peter Stoddart verliert sich sein Charme zunehmend in einer angestrengt vorgetragenen Attitüde der Konfusion. Konfus ist allerdings nicht nur Beatty, konfus ist die ganze Geschichte. Denn da entdeckt Mona (Goldie Hawn), Uraltfreundin von Peter und Ellie, dass ihr Mann, der Antiquitätenhändler Griffin (Garry Shandling), sie betrügt, was sofort zur Scheidung führen soll. Stoddart versucht ihr als Freund zu helfen und folgerichtig landen die beiden miteinander im Bett. Das passiert in Monas Haus in Mississippi. Als sie es in Monas Haus in den Hamptons ein zweiten Mal tun wollen, platzt Ellie herein, die dahinter gekommen ist, dass Peter sie mit einer Cellospielerin (Nastassja Kinski) betrogen hat. Das geschah in New York. Dort residieren die Stoddarts übrigens in einer Wohnung in der 5th Avenue, der in „Stadt, Land, Kuss“ ein ausführlicher Part zukommt. Schließlich fliehen die untreuen Ehemänner vor ihren scheidungswütigen Gattinnen, was zwangsläufig zu weiteren Damen, weiteren Hütten und Häusern, nun in Sun Valley, führt. Griffin ist dabei eigentlich ein Wowereit, und die Rothaarige, mit der ihn seine Frau sah, war tatsächlich ein hübscher Junge. Dass Griffin nie dazu kommt, sich als schwul zu outen, ist einer der zwei Running Gags von „Stadt, Land, Kuss“. Der andere zeigt Charlton Heston als schießwütigen Vater von Andie MacDowell. Obwohl sich Heston damit in seiner erzreaktionären Rolle als Vorsitzender der National Rifle Association gehörig auf den Arm nimmt, ist aus dem ganzen Tohuwabohu nicht viel rauszuholen.

BRIGITTE WERNEBURG

„Stadt, Land, Kuss“, Regie: Peter Chelsom. Mit Warren Beatty, Diane Keaton, Goldie Hawn u. a., USA 2001, 104 Min.