Aus Hass und Wut

Der arbeitslose Werner B. erstach den Direktor seines Arbeitsamtes. Gestern begann der Prozess in Verden

VERDEN taz ■ Des Mordes „aus Hass und Wut wegen seit längerem andauernden Auseinandersetzungen mit dem Arbeitsamt“ ist Werner B. angeklagt. Er hat am 6. Februar 2001 den Direktor des Arbeitsamts Verden getötet. Gestern hat der Prozess vorm Landgericht Verden begonnen. Der 46-Jährige hat sich erstmals selbst zum Geschehen geäußert – mit einer einer 26 Seiten langen Erklärung, die er seinen Anwalt Michael Brennecke verlesen ließ.

Seit 9 Jahren ist B. arbeitslos. Die Letzte von 3 Weiterbildungen brach er nach 4 Monaten ab, weil er das Gefühl hatte, „lediglich geparkt, verwaltet zu werden“. War B. zu Beginn seiner Arbeitslosigkeit noch optimistisch, folgte nun ein „Gefühl des Überflüssigseins“, schließlich Angst. Hinzu kamen eine gescheiterte Beziehung und starke Rückenschmerzen, die ihn, auch in der Nacht vor der Tat, nicht zur Ruhe kommen ließen. Wegen der abgebrochenen Weiterbildung war B. das Arbeitslosengeld gesperrt worden, er musste Sozialhilfe beantragen – der „totale Absturz“.

Am Morgen des 6. Februar sei er auf dem Weg zum Sozialamt am Haus des Arbeitsamtsdirektors Herzberg vorbeigekommen. „Wenn ich ihm all die Umstände schildern würde, die zum Abbruch geführt hätten, weiter meine persönliche Situation, müsse dieser die Angelegenheit doch nochmals überprüfen.“ Er habe Herzberg einmal mehr gebeten, die Sperre zurückzunehmen. Herzberg „kam nochmals auf mich zu mit einem Lächeln im Gesicht und sagte, das hätten Sie sich alles vorher überlegen müssen, hauen Sie ab. Dann trat er noch weiter auf mich zu und stieß mich mit beiden Armen zurück.“ B. habe ein „unendliches Gefühl der Ohnmacht“ gespürt. Mit einem Dreikantschaber hat er dann auf Herzberg eingestochen. An die Tat könne er sich bis heute nicht erinnern. Der Nachbar fand Klaus Herzberg, „alles voll Blut am Kopp“.

Er bereue die Tat zutiefst, sagt B. über seinen Anwalt. Werner B. ist blass, verbirgt oft das Gesicht in den Händen, wiegt sich auf der Anklagebank hin und her. Doch er antwortet ruhig und ausführlich. Zum Schluss werden Briefe von B. an das Arbeitsamt verlesen, in einem heißt es: „Bevor man mich hier völlig fertig gemacht haben wird, werde ich noch jemanden fertig machen.“ „Das sagt doch jeder mal, den Chef bring ich um“, sagt ein Zuschauer. Der Prozess wird in der nächsten Woche fortgesetzt.

SUSANNE GIEFFERS