Rockband als kriminelle Vereinigung

Mitglieder der Musikgruppe „Landser“ festgenommen. Bundesanwaltschaft: „Soundtrack zur arischen Revolution“.

FREIBURG taz ■ Wohl erstmals ist in Deutschland eine Musikgruppe als “kriminelle Vereinigung“ eingestuft worden. Wie die Bundesanwaltschaft (BAW) am Samstag mitteilte, waren in den vergangenen zwei Wochen fünf Mitglieder der rechtsradikalen Skin-head-Band “Landser“ festgenommen worden. Außerdem untersuchte die Polizei in Berlin und den neuen Bundesländern 22 „Objekte“, die im Zusammenhang mit Produktion und Vertrieb der Landser-CDs stehen sollen.

Dass Rechtsrock-Bands wegen Volksverhetzung angeklagt und verurteilt werden, ist nichts Neues. Ungewöhnlich ist aber, dass eine Band als “kriminelle Vereinigung“ eingestuft wird. Nach Ansicht der BAW geht es den Landsern nicht um Musik und Plattenverkauf, vielmehr sei die nach außen abgeschottete Bandtätigkeit darauf ausgerichtet, “Volksverhetzungsdelikte zu begehen“. Bei den Zuhörern wolle die Band ein „Klima der Gewaltbereitschaft“ schaffen, in den Stücken werde unter anderem zu Brandstiftung und Mord ermuntert. So heißt es in einem Textauszug: “Wenn in der Nacht die Kreuze brennen, dann könnt ihr stinkenden Kaffer um eure Leben rennen.“

Die Band besteht seit 1992 und hieß erst „Endlösung“. Als kriminelle Vereinigung wird sie erst seit 1998 eingestuft. Damals veröffentlichte die Band die CD „Rock gegen oben“, die wie das neue Album „Ran an den Feind“ als volksverhetzend gilt. Nach BAW-Angaben will Landser den “Soundtrack zur arischen Revolution“ liefern.

Festgenommen wurden aktuelle und ehemalige Bandmitglieder. Michael R. soll als Textschreiber und „Bandleader“ der Kopf der Vereinigung sein. Auch der der Gitarrist André M, der „maßgeblich für den Zusammenhalt der Gruppe sorgte“ und Schlagzeuger Christian W., der den Probenraum verwaltete, befinden sich in Untersuchungshaft. Ex-Gitarrist Jean René B. sowie Produzent Jan W. sollen am konspirativen Vertrieb der im Ausland gepressten CDs beteiligt gewesen sein.

Schon 1998 waren fünf Berliner wegen des Vertriebs von Landser-CDs zu Freiheits- und Bewährungsstrafen verurteilt worden. Unklar ist, warum gegen die Band-Mitglieder erst drei Jahre später vorgegangen wird. Vermutlich dürfte die konspirative Arbeitsweise der Band die Ermittlungen stark behindert haben. Als die Band im Interview nach ihrer Besetzung gefragt wurde, hieß es nur “Besetzt sind im Moment Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen.“ CHRISTIAN RATH