Und es hat bumm gemacht

So lustig wie schon lange nicht mehr, so viele Versatzstücke wie immer: John Carpenters neuer Film „Ghosts Of Mars“

Mit dem Alter neigt man zum Zitat. Die Schlauen klauen nur bei den Besten, die ganz Schlauen bei sich selbst. John Carpenter ist ein Superschlauer: Beginnend mit seinem Debüt, der „2001“-Parodie „Dark Star“, hat er seine Filme stets auf dem Flohmarkt Hollywoods zusammengestellt. Zuletzt war ihm manchmal selbst dieser Weg zu weit und meist ging er nur noch in die eigene Rumpelkammer und kramte dort ein bisschen herum.

Vorläufiger Höhepunkt dieser Karriere aus Versatzstücken ist „Ghosts of Mars“. Die Idee, dass das Böse nicht fassbar und so auch nicht dingfest zu machen ist, weil es sich mit dem Wind weiterbewegt, stammt aus „The Fog“. Dass dieses Böse immer wieder neue Erscheinungsformen annehmen kann, hat Carpenter bereits in „The Thing“ durchdekliniert, und dass die Guten eingeschlossen in einer Immobilie sich den Angriffen einer wild gewordenen Horde erwehren müssen, war bereits in „Assault“ die klaustrophobische Grundkonstellation. Es sind diese drei Klassiker, die neben den hier ebenfalls ausführlich geplünderten „Halloween“ und „Die Klapperschlange“ den Ruf von Carpenter als gutem Horror-Handwerker begründeten.

Dieser Ruf hat im vergangenen Jahrzehnt arg gelitten. Früher war Carpenter ein Meister des Schocks, weil er seine Gore-Elemente sparsam und gezielt einsetzte. Heutzutage baden seine Schüler in Blut und Ballerei und die Methode des Altmeisters, Stimmungen langsam aufzubauen, wirkt im Vergleich geradezu altertümlich. „Ghosts of Mars“ ist nun der Versuch, sich aktuellen Entwicklungen anzubiedern. Und ist so zum Zwitter geworden.

Aber: Auch wenn Carpenter sich zwischen Ego-Eklektizismus und Modernisierungswillen verliert, lange schon war er nicht mehr so lustig wie hier – ob nun aus Versehen oder reiner Verzweiflung. Der Verlust von Geschwistern und besten Freunden wird mit einem Schulterzucken quittiert und pseudophilosophische Dialoge, die die Hintergründe des Grauens klären sollen, werden schnell wieder abgebrochen, denn: Wen interessiert denn so was? Hier geht es vor allem schön bunt zu und macht schön viel bumm. Brauchen wir nicht eher noch eine Sex-Szene? Also fragt der Bruce-Willis-Verschnitt die blonde Heroine unverblümt, ob man nicht noch mal schnell vögeln wolle, schließlich gehe man eh gleich drauf. Na klar doch, kommt die prompte Antwort und der Nahkampf beginnt.

Ungebührlich benehmen sich nur die Zombies, zu denen die Menschen auf dem Mars werden, wenn das Böse in sie fährt. Dann sehen sie aus wie eine Bikergang, die einem sturzbetrunkenen Piercing-Künstler in die Hände gefallen ist. Sie torkeln rum wie anno dunnemals bei George A. Romero und lassen sich gleich im Dutzend abschlachten. Ihr Chef sieht aus wie Marilyn Manson mit schlechter Laune. Das passt ziemlich gut, denn schließlich ist auch „Ghosts of Mars“ kaum mehr als eine Geisterbahn, in der sich die Eltern viel eher erschrecken als ihr abgebrühter halbwüchsiger Nachwuchs.

THOMAS WINKLER

„Ghosts of Mars“, Regie: John Carpenter. Mit: Ice Cube, Natasha Henstridge, Pam Grier, Jason Statham u. a., 110 Min., USA 2001