Hamburger Lügen

■ Holocaust-Leugnung hat auch in Norddeutschland eine lange Tradition, die bis zum heutigen Tage dauert

Sechzig Jahre nach Beginn der Deportationen aus Hamburg betreiben Rechtsextremisten wieder offen antisemitische Hetze. Im vergangenen Jahr beschmierten sie immer wieder jüdische Einrichtungen und Gedenktafeln mit antisemitischen Zeichen und Sprüchen. Alleine im Jahr 2000, berichtet der Hamburger Verfassungsschutz, verdreifachte sich die Zahl der antisemitischen Straftaten. Dabei stellt das Strafgesetzbuch Volksverhetzung unter Strafe, seit 1994 auch explizit die Leugnung und Verharmlosung des Holocaust.

Gegenwärtig beklagen norddeutsche Rechtsextremisten das Holocaust-Mahnmal in Berlin, das sie als „Wahnmal“ diffamieren. Zudem schimpfen sie in ihren Postillen über die Entschädigunsgzahlungen an ehemalige NS-Zwangsarbeiter. Dies alles sei alleine der „politisch-moralischen Kontrolle durch die Juden“ geschuldet.

In den neunziger Jahren hatte der verurteilte Londoner Geschichts-Revisionist David Irving in Hamburg seine Auffassung dargelegt, dass es keinen „systematischen Massenmord“ gab. Den revisionis-tischen Taten geht kontinuierliche Hetze voraus. So titelte das Hamburger Neonazi-Magazin „Zentralorgan“ 1999 „Juden raus“. Dafür wurden die Herausgeber zu Geldstrafen verurteilt. Trotzdem relativierten sie im Jahr 2000 den Holocaust mit einem Interview. „Was ist mit den Gaskammern?“, war die Frage, zu der Irving Stellung nahm.

Schon im Mai 1978 marschierten Neonazis, angeführt von Michael Kühnen und Christian Worch, mit Eselsmasken ausstaffiert durch Hamburg und verkündeten: „Ich Esel glaub noch, dass in deutschen KZs Juden vergast wurden.“ Ebenfalls in den 70ern stellte der ehemalige SS-Wachmann Thies Christophersen in Hamburg seinen Bericht die „Ausschwitzlüge“ vor, in dem er erzählte, wie gut es in Auschwitz angeblich den Häftlingen ging. In Auschwitz, erklärte auch die frühere Anführerin des „Bund Deutscher Mädel“, Gertrude Herr, in den neunziger Jahren bei den Hetendorfer Tagungswochen, habe „kein Mensch einen Menschen absichtlich umgebracht“. Andreas Speit